Filmpreis der Zürcher Kirchen
Brückenschlag
Zum ersten Mal vergaben die katholische und die reformierte Kirche im Kanton Zürich am «Zurich Film Festival» ihren eigenen Filmpreis. Gewonnen hat ihn «Blue My Mind».
Die reformierte und katholische Kirche gehen einen neuen Weg. Erstmalig luden sie Vertreter aus Politik, Kirche, Kultur, Wirtschaft und Bildung ein, um gemeinsam ihren Filmpreis zu feiern.
Natürlich in Anwesenheit der ausgezeichneten Regisseurin Lisa Brühlmann, die am 5. Oktober neben ihrem Mann, dem Regisseur Dominik Locher, noch ihre Tochter und den zwei Monate alten Sohn mit an die Preisverleihung im Folium im Sihlcity brachte. «Blue my mind» ist ihr erster Film in Spielfilmlänge und der Master-Abschluss ihres Spielfilmregie-Studiums an der Zürcher Hochschule der Künste.
«Der Preis ist ein Zeichen der Anerkennung und des Respekts – ein sehr schönes Gefühl. Ich war aber auch sehr überrascht, dass gerade die Kirchen meinen Film auszeichnen.» Die 36-jährige Regisseurin sah den christlichen Bezug erst auf den zweiten Blick: «Der Film ist sehr roh und verstörend. Aber ich bin auch durch christliche Werte geprägt. Sie sind im Film zu finden. Wie zum Beispiel die Liebe zwischen Eltern und Kindern oder zwischen Freunden, auch wenn Konflikte dazugehören.» Und dann sagt die Regisseurin etwas, das die Nächstenliebe quasi auf «filmisch» beschreibt: «Es geht im Film auch um Gemeinschaft: Werden auch die Menschen geliebt, die auffallen, rausfallen und auf den ersten Blick nicht dazugehören?»
Für den ökumenischen Filmpreis hatten beide Kirchen eigens eine Jury zusammengestellt. Lisa Blatter, ebenfalls eine junge Zürcher Regisseurin, sass in der Jury und lobte die Professionalität ihrer Kollegin und den Kollegen. «Während ich noch auf mein Bauchgefühl lauschte und forschte, ob der gezeigte Film mich berührt, waren die anderen schon am Analysieren. Der scharfe Blick auf die Filme hat mich zunächst überrascht, oft sind wir dennoch zur gleichen Einschätzung gekommen.» Für Lisa Blatter war die Juryarbeit wie auch die Zusammenarbeit mit den Kirchen Premiere. «Der Film erreicht so viele junge Leute. Mich hat die Idee der Kirchen überzeugt, dorthin zu gehen, wo junge Menschen sind, und dass sie so eine Brücke schlagen wollen.»
Berühren, anregen, hinterfragen, den Menschen nah sein – das wollen die Kirchen und das wollen Filme. An der kurzen offiziellen Preisverleihung betonte Urban Federer vom Kloster Einsiedeln die Macht der Bilder und dankte den Zürcher Kirchen für ihren Mut, sich in diesem Rahmen zu präsentieren, denn «überall, wo sich der Mensch mit seinem Menschsein auseinandersetzt und davon in Geschichten erzählt, muss das auch die Kirchen interessieren.»
Text: Kerstin Lenz