Eine Stimme mit Gewicht

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Eine Stimme mit Gewicht

Aus gesundheitlichen Gründen hat Josef Annen auf Ende Oktober 2020 als Delegierter des Apostolischen Administrators für die Bistumsregion Zürich/Glarus demissioniert. 

«Seine Stimme war eher leise, aber sie hatte immer Gewicht. Seine dezent vorgetragenen, in der Sache aber immer klaren und wohl begründeten Voten bedeuteten mir viel», schreibt Synodalratspräsidentin Franziska Driessen zur Demission von Josef Annen. «Allein schon das Zeichen, dass Josef Annen in der Synode immer präsent war, wenn es nur irgendwie ging, war ein starkes Zeichen in der schwierigen Situation, die unsere Diözese und damit auch die Kirche im Kanton Zürich seit vielen Jahren erlebt.»

«Das innerstes Zentrum seiner Antriebskraft ist die Überzeugung, dass der christliche Glaube für die Menschen von hier und heute wesentlich ist und ihnen alternativlos guttut.» Das sagt Dekan Hugo Gehring, seit vielen Jahren mit Josef Annen unterwegs und auch sein Nachfolger in seiner Pfarrei in Winterthur. «Josef Annen war stets seiner Aufgabe gewachsen, in der Jugendseelsorge, dann als Pfarrer, als Regens des Priesterseminars, schliesslich als Generalvikar. Ich hätte ihn gern als Bischof gesehen und ihm diese Bürde auch zugetraut.» Das Prinzip der «Einvernehmlichkeit» habe Annen gleichsam personifiziert: mit Synode und Synodalrat sowie mancher Kirchenpflege auf staatskirchenrechtlicher Seite, mit den Dekanatsverantwortlichen innerkirchlich, mit den reformierten Partnern ökumenisch, mit den politischen Instanzen auf kantonaler Ebene. Und: «Er hat ein echt funktionstüchtiges Generalvikariat mit optimaler professioneller Besetzung geführt und scheinbar unermüdlich für sein Amt gewirkt: als Firmspender, Nothelfer, Telefonberater, Troubleshooter.»

«Die Synode, die Mitsprache der Laien, das Miteinander im dualen System, waren ihm ein Herzensanliegen»,bilanziert Franziska Driessen. Im Synodalrat hätten seine Worte immer Gehör gefunden. «Naturgemäss waren nicht immer alle gleicher Meinung, aber seine Einschätzung und seine Argumente prägten viele Diskussionen und hallten in vielen Entscheidungen nach. Wir haben viel diskutiert, bisweilen gestritten, noch mehr gelacht – immer im Bewusstsein der gemeinsamen Verantwortung für unsere Katholische Kirche im Kanton Zürich.» Auch in einem Alter, in dem andere längst den Ruhestand geniessen, habe er sich bis an die Grenzen der Belastbarkeit und bisweilen darüber hinaus für die Zürcher Kirche, für die Seelsorgenden und besonders auch für die Benachteiligten, die Kranken und Bedürftigen engagiert.

Eigentlich hätte Josef Annen im Sommer zurücktreten wollen: Er wurde 75 Jahre alt und hat damit das in der Kirche übliche Pensionsalter erreicht. Doch Bischof Peter Bürcher bat ihn, seine Aufgabe weiterzuführen, bis die Bischofsnachfolge geregelt sei. So habe Annen «ausdauernd und hartnäckig, wie er war, auf seinem Posten ausgeharrt. Nun hat ihn die gesundheitliche Situation trotzdem eingeholt.» Nebst der üblichen Arbeitslast im Generalvikariat sei in diesem Jahr durch pandemiebedingte Massnahmen eine hohe Mehrbelastung etwa durch doppelt geführte Firmungen, zusätzliche Besprechungen und kompliziertere Planung dazugekommen, erklärt Arnold Landtwing, Informationsbeauftragter des Generalvikariates. Doch inzwischen habe sich Annen bereits wieder etwas erholt und tanke nun langsam neue Kräfte auf. Synodalratspräsidentin Franziska Driessen schliesst: «Uns bleibt der Dank für alles, was er ermöglicht hat im geschwisterlichen Miteinander in unserer Kirche, in der Ökumene, im interreligiösen Dialog.»

Text: Beatrix Ledergerber / pd