Klarheit herrscht!

Bistum Chur

Klarheit herrscht!

Die geplatzte Bischofswahl in Chur demaskiert sogenannt «papsttreue» Kreise als Kirchenspalter, die dem Papst die Loyalität aufgekündigt haben. – Ein Kommentar 
aktualisierte Fassung vom 2. Dezember 2020

Die nicht erfolgte Wahl in Chur ist ein weiterer Akt im Trauerspiel um die Nachfolge von Bischof Vitus Huonder. Es könnte sich allerdings in der Rückschau als die Katharsis in diesem Drama herausstellen, denn die Rückweisung des päpstlichen Dreiervorschlags durch das Churer Domkapitel hat offenkundig zur Klärung beigetragen. Die Spekulationen haben nun definitiv ein Ende.

Dank dem publik gewordenen Protokoll der Sitzung des Domkapitels vom 23. November und bestätigt durch mehrere Quellen, wird nun endlich klar ersichtlich, welche elf Domherren rund um Martin Grichting nichts von jener Papsttreue halten, für die sie sich selbst gerne rühmen.

Sie haben die Kandidaten der päpstlichen Dreierliste pauschal abgelehnt. Und das mit dem bizarren Vorwurf, der Abt der Benediktiner von Disentis, der Generalabt der Zisterzienser und ein Mitglied des Opus-Dei seien zu wenig in der katholischen Kirche verankert. Auch die Bistümer Basel und St. Gallen diffamieren sie als nicht mehr wirklich katholisch. Dieser Vorwurf mangelnder Katholizität trifft vor allem aber ganz unverhohlen den Papst selbst, der die Dreierliste vorgelegt hat.

Wer so um sich schlägt, muss sich selbst die Frage gefallen lassen, wie es denn um seine Verankerung in der katholischen Kirche steht. Grichting & Co. sind Irrläufer, die offenbar ihre Loyalität zu Papst Franziskus und der Römisch-katholischen Kirche aufgekündigt haben und gewillt scheinen, Altbischof Vitus Huonder – der inzwischen bei den Piusbrüdern lebt – ins Schisma zu folgen.

Selbstverständlich kann man bei jedem Kandidaten fürs Bischofsamt geteilter Meinung sein. Das gilt auch für Vigeli Monn, Mauro Giuseppe Lepori und Joseph Bonnemain. Deshalb gibt es eine Dreierliste. Deshalb gibt es eine Wahl. Ihnen aber kaltschnäuzig die Loyalität zur katholischen Kirche abzusprechen, ist völlig absurd. Angesichts dieser Diffamierung ist der formale Einwand, es befinde sich auf der Liste kein Diözesanpriester, lediglich ein scheinheiliges Ablenkungsmanöver.

Das sieht auch das «Forum Priester der Diözese Chur» so. In diesem sind ungefähr 80 Priester des Bistums zusammengeschlossen. Sie erklären in einer Mitteilung vom 2. Dezember: «Mit dem Generalabt des Zisterzienserordens, dem Abt des Klosters Disentis und dem Offizial der Diözese Chur standen drei Priester zur Auswahl, die allesamt ihre Fähigkeit, integrierend zu wirken, in der Praxis unter Beweis gestellt haben.»

Und sie halten weiter fest: «Ratlos müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass das Domkapitel die Terna zurückgewiesen hat. Das Nichteintreten auf den vom Heiligen Vater unterbreiteten Wahlvorschlag durch eine knappe Mehrheit des Churer Domkapitels enttäuscht uns und weite Teile unserer Diözese und der katholischen Kirche in der Schweiz.»

Jene elf Domherren, die für den Eklat gesorgt haben, sind in also keiner Weise ein Abbild der Mehrheitsverhältnisse im Bistum Chur. Sie sind die Frucht einer gezielten Personalpolitik der ehemaligen Diözesanbischöfe Wolfgang Haas und Vitus Huonder.

Das Domkapitel in seiner jetzigen Zusammensetzung hat damit als Gremium jedes Vertrauen verspielt. Es bringt auch nichts, in dieser Konstellation einem scheinbar demokratischen Wahlprozedere nachzutrauern.

Was es nun braucht, ist ein rasches und klares Machtwort des Papstes. Und dann einen neuen Bischof, der uns so bald wie möglich von den Kirchenspaltern in der Bistumsleitung befreit.

Das «Forum Priester der Diözese Chur» drückt es etwas eleganter aber ebenso unmissverständlich aus: «Wir sind konsterniert und hoffen, dass Papst Franziskus bald einen Brückenbauer als Bischof von Chur ernennen wird, der die unhaltbare Situation in der Diözesanleitung zu beenden vermag.»

Text: Thomas Binotto