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Mit diesen Stichworten suchen Menschen im Internet zum Beispiel nach Hilfe. Doch finden sie dabei auch die Angebote der Seelsorge? Ein Selbstversuch.

Weil ich eine Sorge habe, suche ich im Internet. «Sorgen» gebe ich ein. Meine Sorge ist, ob Menschen, die Sorgen haben, jemanden finden. Zum Reden. Zum Erzählen. Finden Menschen jetzt in der Pandemie-Zeit ein Gegenüber, wenn sie eines brauchen? Finden sie auch Seelsorgerinnen und Seelsorger, finden sie die Gesprächsangebote unserer Kirchen?

«Wir setzen seit drei Jahren vermehrt auf Werbung im Internet, wir zeigen uns dort, wo unsere User*innen auch ihre Probleme googeln», wird mir Martina Rychen später schreiben. Sie ist Geschäftsführerin von «seelsorge.net», dem Seelsorgeangebot der katholischen und reformierten Kirchen im Internet.

Aufs Erste finde ich bei meiner Suche nicht viel: Das Wort «Sorgen», eingegeben in die Online-Suchmaske, führt mich zunächst nur zum Duden-Wörterbuch. Ich werde konkreter, suche nach «Angst vor Einsamkeit», «Depression», «jemanden zum Reden». Immerhin. Ich finde Bücher und Ratgeber, schön gestaltete Webseiten von Therapeutinnen und psychiatrischen Kliniken. Da wird mir auch angeboten, persönlich in Kontakt zu treten.

In der Tagesschau am Schweizer Fernsehen hatte ich vor einigen Wochen einen Beitrag gesehen: der Bedarf nach therapeutischer Begleitung habe sprunghaft zugenommen, viele Psycholog*innen seien aber ausgebucht. Und die Seelsorge?, fragte ich mich. Seelsorge ist nicht gleich Therapie. Und doch ist sie ein Angebot, das entlasten und unterstützen kann.

«Unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger sind bereit, deine Situation innerlich zu bewegen, dich durch schwere Zeiten zu begleiten und dir zu helfen, neue Perspektiven für dein Leben zu entwickeln», lese ich auf der Website von «seelsorge.net». Genau. Darum geht es doch. Gerade jetzt. Die Website von «seelsorge.net» habe ich in der Zwischenzeit gefunden. Gleich als erste, als ich dann nach «Seelsorge» suchte. «Das Netz, das hält», steht da. 

Verheissungsvoll, finde ich, und schreibe eine E-Mail. Eine mit meiner Sorge: Ist den Menschen «da draussen» bewusst, dass Seelsorge allen professionell und kostenfrei zur Verfügung steht? Versucht die Internetseelsorge momentan, Menschen aktiver zu erreichen? – eine Eingangs-Bestätigung und den Zugangscode zur Website erhalte ich unmittelbar, noch am selben Tag dann eine ausführliche Antwort von Martina Rychen. 

Ich fühle mich in meiner Sorge gehört. Und in meiner Hoffnung bestätigt: Natürlich erreichen Seelsorgeangebote viele Menschen. So viele, dass man momentan auch bei der Internetseelsorge schauen muss, Seelsorgerinnen und Seelsorger zu finden, die als kompetente und qualifizierte Gegenüber zur Verfügung stehen. 

Die Statistik, die Frau Rychen ihrem Mail angehängt hat, ist durchaus eindrücklich. 1492 neue Anfragen haben die Plattform von Januar bis Oktober 2020 erreicht, das sind 1492 Menschen also, die hier bisher alleine in diesem Jahr Unterstützung finden konnten. Ob Corona die Sorgen verstärke, die die dunkle Jahreszeit sonst auch mit sich bringe? «Ja, wir spüren seit April eine starke Zunahme», sagt Rychen und die Zahlen zeigen es deutlich: nur im Oktober 2020 haben die Seelsorger*innen von «seelsorge.net» 1077 E-Mails geschrieben. Im Oktober 2019 waren es im Vergleich 416 – ein Anstieg also um über 250 Prozent. 1077 E-Mails in einem Monat, «und das sind ja nicht nur kurze Antworten, sondern sorgfältig formulierte Begleitungsangebote, ein empathisches Spiegeln und Nachfragen und das Vermitteln von Präsenz, von Dasein.» 

Und der christliche Glaube? Die Seelsorgerinnen und Seelsorger von «seelsorge.net» seien in der reformierten oder katholischen Kirche beheimatet und bauten ihre Beratung auf einer christlichen Werthaltung auf, liest die und der Interessierte auf der Website. «Das Angebot steht dir ungeachtet deiner religiösen Zugehörigkeit offen.» 

Dass das offene Angebot genützt wird und dass Menschen mit ihren Sorgen den Weg zur Seelsorge finden – diese Sorge hat Martina Rychen mit Blick auf die Internetseelsorge nicht. Wie gut. Wer also Seelsorge sucht, kann Seelsorge einfach finden. Die Einladung, das Angebot anzunehmen, erreicht viele und mit jedem Hinweis immer mehr.

Text: Veronika Jehle