Stumme Sternsinger

Im Züripiet dihei

Stumme Sternsinger

Die meisten Kirchgemeinden haben ihr traditionelles Dreikönigssingen abgesagt. Nicht so Affoltern am Albis. Die Pfarrei im Säuliamt hat sich eine kreative, kontaktlose Variante ausgedacht.

Es ist keine gute Zeit für Sternsinger. Der Bundesrat hat Anfang Dezember ein coronabedingtes Gesangsverbot erlassen. Seither ist gemeinsames Singen ausserhalb des Familienkreises, der obligatorischen Schulen und professioneller Chöre verboten. Sowohl drinnen wie auch im Freien. Das hat zusammen mit den strengen Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen sowie den sich laufend verändernden Rahmenbedingungen viele Pfarreien im Kanton veranlasst, ihre traditionellen Sternsinger-Besuche für 2021 abzusagen.

«Auch wir haben darüber nachgedacht», sagt Tomás Villagómez Vega, Religionspädagoge und Oberstufen-Verantwortlicher der Pfarrei Affoltern am Albis. Im Seelsorgeteam habe man diskutiert, sich Alternativen überlegt und dann entschieden, das Dreikönigssingen trotz des organisatorischen Mehraufwandes nicht ausfallen zu lassen. «Nie sind die Sternsinger, ihre Botschaft und die Solidarität so wichtig wie in Zeiten der Unsicherheit und der Krise», erklärt Villagómez Vega.

Ohne Zugeständnisse ging es allerdings nicht. Sind in Affoltern am Albis, einer der grössten Kirchgemeinden im Kanton, sonst traditionell die Dritt- bis Sechstklässler zum Singen und Spendensammeln unterwegs, übernahmen das im Coronajahr die Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler. Denn beim Besuch von je zehn Familien in Affoltern am Albis und in Obfelden, die sich dafür angemeldet hatten, mussten sich die Sternsinger an eine ganze Reihe von strengen Auflagen halten: Maske tragen, Abstand einhalten, kein Betreten der Wohninnenräume und die Material- und Spenden-Tasche durfte nur von einer einzigen Person angefasst werden. Das traditionelle «Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus» wurde im Chor gesprochen und für den Türbalken gab es je nach Wunsch der Bewohner den Segen zum Aufkleben oder mit Kreide. Abgesehen von ihren gesprochenen Texten mussten die Sternsinger für einmal stumm bleiben und Tomás Villagómez Vega begleitete sie nicht wie sonst auf seiner Gitarre. Ganz ohne Musik verliefen die Hausbesuche aber doch nicht: Das Lied «Du schickst uns als Boten aus» erklang ab Band aus einem kleinen Lautsprecher.

Text: Angelika Nido Wälty, freie Journalistin