Religion im Film

Kultur

Religion im Film

Der Film- und Kunstkritiker Giuseppe Di Salvatore war in der Auswahl­kommission der Solothurner Filmtage. Religionsinteressierten kann er einige Filme empfehlen. 

In der diesjährigen Ausgabe der Solothurner Filmtage (20.–27.Januar) liefen besonders viele Filme mit religiösen Inhalten. Welche sind besonders sehenswert?

Giuseppe Di Salvatore: Empfehlenswert ist sicher «Das neue Evangelium» von Milo Rau, der schon im Dezember auf dem Human Rights Festival in Zürich lief. Ein toller Film, inspiriert von Pier Paolo Pasolinis «Das 1. Evangelium – Matthäus», gleich wie dieser im süditalienischen Matera gedreht. Eine Verknüpfung zwischen Dokumentation und politischer Aktion.

Auch «Nachbarn», der neue Film von Mano Khalil, ist sehenswert. Eine Geschichte über ein syrisches Dorf in den 1980er-Jahren, in dem mehrere Religionsgemeinschaften friedlich zusammenleben, bis staatliche Propaganda eine Trennung heraufbeschwört. Des Weiteren ist der Dokumentarfilm «Amor Fati» sehr schön und spirituell.

«The Brain», ein Film, der Neurowissenschaften thematisiert, rückt ethische Fragen ins Zentrum. Der indische Beitrag «Watch over me» dokumentiert die palliative Pflege in Neu-Delhi. «Malmkrog» behandelt philosophische Gedanken über die Moral, den Tod und den Antichristen.

Was hat das Medium Film für einen Stellenwert in Bezug auf die Auseinandersetzung mit dem Glauben?

Film ist nahe am Publikum und sehr wirksam. Es ist interessant, dass historisch fast alle filmkritischen Magazine aus religiösen Verbänden heraus geboren wurden.

Jedoch sind komplexe Themen im Film oft stark vereinfacht, deshalb sind gewisse Fragen nicht unbedingt dafür geeignet, eine solch emotional geladene Form zu nutzen.

In Deutschland war die Ferdinand-von-Schirach-Verfilmung «Gott» ein spannendes TV-Experiment. Die Zuschauer durften per Telefon über das Für und Wider der Euthanasie abstimmen. In der anschliessenden Gesprächsrunde wurde die dem Filmprojekt zugrunde liegende Rechtsfrage ins Zentrum gerückt. Solche Formate sind heute vielleicht effektiver, um Religionsfragen zu thematisieren, als der klassische Kinofilm.

Welche Kriterien waren Ihnen bei der Auswahl der Spielfilme wichtig?

Neben der formalen Qualität müssen – besonders für den Prix de Soleure in Solothurn – die Filme einen humanistischen Anspruch und eine gesellschaftliche Relevanz haben. Für mich persönlich ist ausschlaggebend, ob das spezifisch Filmische in einem Werk erkennbar ist, so dass sich das Medium Film als künstlerische Wahl rechtfertigt, um etwas zu transportieren.

Text: Sarah Stutte, kath.ch