«Wir leben alle auf der gleichen Erde»

Im Züripiet dihei

«Wir leben alle auf der gleichen Erde»

Bereits die zweite Fastenzeit unter Corona-Bedingungen: die Pfarrei Männedorf-Uetikon lässt sich dadurch nicht lähmen. 

Bergbauer Ueli Tanner trifft den afrikanischen Geschichten-Erzähler Taner Oueli. Zwei Welten, zwei Kulturen, zwei Perspektiven auf die Fragen: Wem gehört die Erde? Wem das Saatgut? Was heisst gutes Leben? Mit diesem Impuls-Theater wollten die Männedörfler und Uetiker Katholiken vor einem Jahr ihr Projekt «Gute und ausreichende Ernährung für Bauernfamilien in Burkina Faso» lancieren. Was wegen Corona nicht möglich war.

«Über unsere Website, das forum und unser Pfarrei-Infoheft ‹Chile-Poscht› haben wir das Projekt dann unserer Pfarrei trotzdem vorgestellt. Und wir waren sehr erfreut, wie viele Spenden zusammenkamen: sogar mehr als in anderen Jahren!», freut sich der Pfarreibeauftragte Domenic Gabathuler.

Die Theater-Aufführung wurde zweimal verschoben und im November aufgeführt, gerade noch bevor es wieder unmöglich wurde. «Natürlich ohne das bei uns sonst übliche anschliessende Beisammensein bei Speis und Trank aus dem Land, für das wir Spenden sammeln», sagt Gabathuler. «Aber es gab doch immerhin zum Theater noch einen Vortrag über das Projekt von Phil Eicher vom Fastenopfer, der selber in Burkina Faso war und aus erster Hand informierte.»

Die freiwillig tätige Gruppe «Solidarität weltweit», welche die Pfarrei-Projekte jeweils aussucht und Info-Anlässe dazu organisiert, liess sich von Corona nicht abhalten. «Wir wählen alle paar Jahre zwei Projekte aus, die wir als Pfarrei unterstützen», erklärt die Leiterin der Solidaritätsgruppe, Beatrice Battaglia. «Ein Projekt ist immer vom Fastenopfer, das zweite von wechselnden Hilfswerken, diesmal ist es ein Projekt von ‹Brücke – Le Pont›. Dafür haben wir ein jährliches Budget der Kirchgemeinde von 30000 Franken – dazu kommen die Spenden der Pfarreimitglieder.» Diese weltweite Solidarität zu leben, ist für Beatrice Battaglia wichtig: «Wie wir hier leben, hat Auswirkungen – wir leben alle auf der gleichen Erde und alles hängt zusammen. Es genügt nicht, einfach Geld irgendwohin zu schicken. Es braucht ein Bewusstsein für die eine Welt. Alle Menschen haben ein Recht auf ein Leben in Würde. Zudem sind wir auch ein Teil der weltweiten Kirche und als solche müssen wir Verantwortung übernehmen.» Dazu gehöre jeder noch so kleine Einsatz, sagt die pensionierte Diakonische Mitarbeiterin der Pfarrei: Bewusstseinsbildung in der Pfarrei vor Ort, im Gespräch kleine Schritte finden, die in die Zukunft führen, und diese mit dem eigenen Glauben verbinden.

Mit der aktuellen ökumenischen Fastenkampagne zum Thema «Klimagerechtigkeit» führt die Pfarrei Männedorf-Uetikon ihr Projekt in Burkina Faso weiter. «Wir haben festgestellt, dass es nachhaltiger ist, Projekte drei bis vier Jahre zu unterstützen», sagte Irene Schmucki von der Solidaritätsgruppe. «So kann dort wirklich etwas bewegt werden.» Die Katechetin versucht, die Themen des Fastenopfers immer auch im Religionsunterricht umzusetzen. So hat sie letztes Jahr mit den Kindern Samen in die Erde gesetzt – kurz vor dem Lockdown. «Einige Kinder haben ihr Pflänzchen zuhause sorgfältig gezogen und sogar Tomaten geerntet», freut sie sich. «Es ist mir generell wichtig, dass wir Solidarität auch selber leben», betont sie. Nebst ihrem Engagement als Katechetin ist sie auch im Pfarreirat tätig und arbeitet im Fair-Trade-Laden Claro. Zusammen mit Monika Eberli, die heute nicht da sein kann, trifft sich die Gruppe ca. vier Mal pro Jahr, um Projektvorschläge zu sichten, auszuwählen und Veranstaltungen vorzubereiten – kurz, das Thema «Solidarität weltweit» in der Pfarrei wachzuhalten.

Auch dieses Jahr findet die Fastenzeit in der Pfarrei St. Stephan Männedorf-Uetikon statt: «Wir haben geplant und schauen dann Woche für Woche, was möglich ist», sagt Domenic Gabathuler. So soll am 12. März ein ökumenischer Jugendgottesdienst zum Thema «Bigfoot» – grosser Fuss – das Thema des diesjährigen Hungertuches und der Kampagne aufnehmen. Auch die üblichen ökumenischen Gottesdienste in Männedorf und Uetikon finden statt, wie gewohnt mit den erlaubten 50 Personen. Auch Fair-Trade-Rosen sollen am Aktionstag vom 20.  März von 9 bis 13 Uhr an verschiedenen Standorten in Männedorf und Uetikon verkauft werden, und am gleichen Tag wird ab 11 Uhr der ökumenische Suppenzmittag als «Suppe zum Mitnehmen» organisiert. «Nur den Vortragsabend zum diesjährigen Kampagnenthema gibt es – wegen Corona – definitiv nicht», sagt Gabathuler. «Aber wie beim letztjährigen Impulstheater ist aufgeschoben ja nicht aufgehoben.» Und natürlich hänge das Hungertuch in den Kirchen, zusammen mit Informationsmaterial zur Kampagne in den Schriftenständen, so dass jede und jeder persönlich meditieren und sich informieren könne.

Text: Beatrix Ledergerber