Spielen – aber gnadenlos!

Leben in Beziehung

Spielen – aber gnadenlos!

Corona hat unsere Paarzeit ganz schön intensiviert. Ganz schön? Jedenfalls verbringen wir nun nicht nur unseren Berufsalltag im gleichen Haus, sondern auch den allergrössten Teil unserer Freizeit zusammen in unserer Wohnung. 

Also: viel (zuviel?) Zeit miteinander. Quality-Time – aus der Vor-Corona-Perspektive betrachtet. Aber irgendwann stellte sich doch die Frage: Was machen wir jetzt bloss, wenn wir uns nicht separat jeweils hinter unserem Computer oder Buch verschanzen wollen? Immerzu geistreiche Gespräche führen? Geht gar nicht. Mann und Frau müssen auch mal an der Oberfläche leben. Rausgehen? Dunkel, kalt, nass. Brrr. Gekocht ist auch schon. Die Wohnung einigermassen sauber, einen Film wollen wir erst später schauen … 

Wir könnten doch mal wieder ein paar Spiele für zwei aus dem Spieleschrank hervorkramen?!

Gesagt, getan. Aber bitte keine Team- oder Kooperationsspiele. Wenn schon, dann wollen wir «richtige» Spiele: Solche, bei denen wir gnadenlos unsere Egoismen und die – aus Sicht des Partners  oder der Partnerin – «schwierigen» Seiten ausleben können! Dann ist ja vielleicht der Rest des Beziehungsalltags einigermassen befreit davon? Also: die eigenen Bedürfnisse zuoberst stellen, gewinnen wollen, versuchen, die Regeln selbst zu machen – und all das ohne schlechtes Gewissen. Wir stellen fest: Das macht die Spielerei erst richtig lustvoll und spannend. Super Sache – vor allem im Wissen, es auch anders zu können (und meistens auch anders zu wollen). Aber so zwischendurch mal ohne jede Form von Rücksicht – hach, das hat schon einen Reiz!

Jetzt verbringen wir wieder ab und zu ganz spielerisch Zeit zu zweit – und es lässt sich sogar trotz Kampf auf dem Brett oder zwischen den Karten ganz gepflegt ein Glas Wein dazu trinken. Wir spüren im «miteinander gegeneinander» uns selbst und das Gegenüber sehr lebendig. Vielleicht erspart uns das Spielen sogar manche Therapie-sitzung in der Zukunft? Wer weiss.

Und das Beste: Wir sind völlig im Jetzt. Spielen – quasi auch eine gemeinsam gepflegte Form der Kontemplation. Okay, das liest sich vielleicht etwas überzogen, aber trotzdem ist was dran.

Kooperations- oder Teamspiele reizen uns als Paar übrigens immer noch nicht. Wir finden nicht, dass uns das zu denken geben sollte. 

Text: Hella und Gregor Sodies, Gemeindeleitende in der Pfarrei Greifensee-Nänikon-Werrikon