Kritik an Segensverbot

Vatikan

Kritik an Segensverbot

Die Glaubenskongregation ist gegen eine Segnung von Schwulen und Lesben. Gegen das neue Papier aus Rom gibt es massiven Widerstand.

Text«Werden wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert und nicht rezipiert, wie es in dem Dokument der Fall ist, untergräbt das Lehramt seine eigene Autorität. Der Text ist von einem paternalistischen Gestus der Überlegenheit geprägt und diskriminiert homosexuelle Menschen und ihre Lebensentwürfe. Von dieser Position distanzieren wir uns entschieden», schreiben drei Theologie-Professorinnen und acht Professoren aus der Schweiz in einer Erklärung. In vielen Gemeinden würden Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare angeboten. Auch werde «über angemessene liturgische Formen solcher Feiern» reflektiert. «Wir begrüssen diese würdigenden Praktiken ausdrücklich.»

Ebenfalls Kritik am Vatikan-Dokument äusserte das Kompetenzzentrum Jugend der römisch-katholischen Kirche der Deutschschweiz (KOJ), das schreibt, die Kirche disqualifiziere sich selbst. Der Schweizerische Katholische Frauenbund sprach von einem «Entscheid gegen die Liebe». Auch die Bistümer Basel, Chur und St. Gallen haben eine andere Meinung als der Vatikan. Der neue Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, kündigte an, mit Seelsorgenden ein Gespräch zu suchen, wenn sie schwule und lesbische Paare trauen wollten – denn es gehe um «Unterscheidung», nicht um Verbote.

Auch die Jesuiten in Zentraleuropa distanzierten sich von dem Vatikan-Papier, für das zwei Jesuiten verantwortlich sind: Papst Franziskus und Luis Ladaria, der Präfekt der Glaubenskongregation.

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller forderte Bischöfe und Generalvikare auf, gegen das Papier in Rom zu remonstrieren. Eine Remonstration bedeutet, dass Bischöfe oder Generalvikare eine päpstliche Norm oder eine erlassene Einzelentscheidung zurückweisen. In Deutschland haben mehrere Bischöfe und Generalvikare angekündigt, gegen das Papier zu remonstrieren.

Text: kath.ch