Es ist Ernst gemeint

Kultur

Es ist Ernst gemeint

Die Macher vom Ernst-Magazin meinen es ernst: In ihren Artikeln geht es um den Menschen in seiner Welt, mit seinen Freuden, Abgründen und Aussichten. 

«Alles Leben ist Begegnung», dieses geflügelte Wort vom jüdischen Reli-gionsphilosophen Martin Buber passt als inhaltlicher Leitfaden zum Ernst-Magazin. Bis vor einigen Nummern war es noch untertitelt mit: «Das Gesellschaftsmagazin für den Mann», neu heisst es «Magazin für Gesellschaft, Sinn und Gender». Offenbar wollen die Herausgeber keine potenziellen Leserinnen abhalten oder ausschliessen. Das ist gut so.

Das Ernst-Magazin erscheint viermal jährlich mit einer Auflage von 3500 Exemplaren. Es kommt nicht als Hochglanzprospekt daher, aber auch nicht als billiges Massenprodukt. Eher kommt es mir wie ein Werkstattbericht vor – unverschämt ehrlich und mit diesem heimeligen Werkstattgeruch. Ja, manchmal rieche ich beinahe den Schreiberling zwischen den Zeilen. Werkstattmässig nimmt er oder sie einen mit, zeigt mit sichtlicher Freude auf sein Werk oder einzelne Passagen und deutet gleichzeitig an, dass da oder dort noch etwas fehlt. Das mag bisweilen unprofessionell wirken – für mich wird’s betörend persönlich, manchmal wie eine Botschaft, die nur an mich gerichtet scheint. 

Ob mit der recht kleinen, sparsamen Schriftgrösse angedeutet wird, welches altersmässige Segment besonders angesprochen werden soll? Dafür gibt es manchmal Seiten, die bis zu einem Drittel weiss und unbedruckt bleiben. Ist das der Platz für ausgebliebene Werbung, oder bewusst gestaltetes Layout, das dem Leser und der Leserin gedanklichen Freiraum eröffnet? Den Machern vom Ernst-Magazin wäre das Zweite zuzutrauen. Denn sie bieten kein intellektuelles Fastfood, vielmehr journalistisches Schwarzbrot, das nährt, zu kauen und zu verdauen gibt. 

Was mir besonders gefällt und auffällt am Ernst-Magazin? Es verzichtet wohltuend auf vereinfachte oder himmlisch verklärte Erklärungen der Welt. Immer ist eine bunte Vielfalt an möglichen Lesearten der einen Wirklichkeit erlaubt. Und so scheuen sich die Herausgeber auch nicht, einmal eine ganze Nummer dem Thema «Was wir glauben» zu widmen: mit einer vielstimmigen Auswahl an Glaubenshaltungen und Glaubensaussagen. Da wird nicht belehrt, aber bezeugt – nicht doziert, aber frisch-fröhlich im Dschungel von Erfahrungen, Meinungen und Erscheinungen spaziert. 

Zum Schluss eine Zweitstimme, die das Ernst-Magazin einmal selber ab-drucken liess. Auf der Website «uebermedien.de» steht die Einschätzung zu lesen: «Ich finde an diesem Heft fast alles falsch, aber auf so konsequent grandiose Art umgesetzt, dass am Ende ein wirklich tolles, eigenes, verqueres, grossartig unbequemes Heft draus wird.»

Text: Stefan Staubli, Pfarrer in Winterhur und Leser des Ernst-Magazins