Weniger Lohn für Kurienkardinäle

Bericht aus dem Vatikan

Weniger Lohn für Kurienkardinäle

Der Papst kürzt den Kurienmitarbeitern das Gehalt – dieser Satz sorgte international für Schlagzeilen. 

Kurz vor Ostern kam die Nachricht und sorgte bei den rund 4500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hinter den vatikanischen Mauern für Aufregung: Auch der Kleinstaat muss sparen. 

Papst Franziskus hat die Einsparungen auf eine besondere Art durchgeführt. Seit dem 23. März erhalten die etwa 30 Kurienkardinäle und Dikasterienleiter 10 % weniger Lohn. Leitende Kurienbischöfe und Kleriker werden ab sofort 8 % weniger Gehalt am Monatsende erhalten. Bei den Laien-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern, die die Mehrheit der Belegschaft ausmachen, wird es keine direkte Lohnkürzung geben. Stattdessen hat der Papst beschlossen, dass sie bis zum 23. März 2023 keine Lohn-anpassung erhalten. 

Bisher war es so, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle zwei Jahre einen Inflationsbonus – sprich eine Erhöhung – erhalten haben, damit sich die Löhne an die Lebenshaltungskosten in Rom anpassen. Gerade wer im oder um den Vatikan wohnt, hat mit Preisen zu kämpfen, die fast schon Schweizer Niveau entsprechen. Die Vatikan-Löhne an sich sind aber niedriger als gleichwertige italienische Gehälter. 

Dass der Papst jetzt diesen Finanzbeschluss fasst, hat mit den steigenden Haushaltskosten und dem laufenden Budget des Heiligen Stuhls zu tun. Die Corona-Pandemie hat die Kassen des Kirchenstaates stark in Mitleidenschaft gezogen. Man spricht von einem Defizit von 50 Millionen Euro. Mit der neuen Lohnpolitik spart der Vatikan jedoch nur 1 Million Euro. Weshalb also dieser päpstliche Beschluss? 

Vor allem will Franziskus ein Zeichen setzen. Wer für ihn arbeitet, soll nicht als privilegierter Kirchenmitarbeiter dastehen. Bereits bei einem seiner ersten öffentlichen Auftritte hatte er ja klipp und klar gesagt, dass er eine arme Kirche für die Armen wolle. Andererseits sind die meisten Vatikan-Büezer nicht Priester oder Geweihte, sondern Laien mit Familie, sprich mit Kindern und teuren Monatsmieten. Den Gürtel enger schnallen müssen also nicht die Familienväter und -mütter, sondern die Kurienchefs. 

Doch der Lohn im Vatikan bleibt weiterhin nicht sonderlich üppig. Das Lohnband für Laien reicht von 500 bis 3000 Euro. Die Mehrheit verdient im Monat etwa 1500 Euro, während die Wohnungsmiete für eine 100-Quadratmeter-Wohnung um die 1000 Euro monatlich kosten kann. Für die vatikanischen Familien bleibt dann nicht viel übrig. Ein Kurienkardinal oder Dikasterienchef verdiente bisher 3000 bis maximal 3600 Euro im Monat. Jetzt sollen es maximal 3250 Euro sein. Hinzu kommt aber ein sogenannter «Kardinalsbatzen». Dieser beträgt 1500 Euro für alle Kardinäle – egal ob in Rom oder sonst auf der Welt. Diese Summe aus dem Vatikan bleibt. 

Die Kardinäle, die also nicht in Rom sind, erhalten weiterhin dieses Geld plus das, was sie sonst verdienen. Daran kann auch Franziskus nichts ändern, weil es die Ortskirchen sind, die diese Löhne bezahlen. Weil es in der Schweiz aber derzeit keinen Kardinal gibt, stellt sich diese Frage nördlich von Chiasso nicht.

Text: Mario Galgano