Wie gibt die Kirche ihr Geld aus?

Im Züripiet dihei

Wie gibt die Kirche ihr Geld aus?

Synodalrat Peter Brunner und Theo Hagedorn, Präsident der Finanz­kommission des Kirchenparlaments, zum Umgang mit Kirchengeldern auf kantonaler Ebene.

Das Kirchenparlament diskutiert, folgt aber meist den Anträgen des Synodalrates. Ist die Synode ein Scheinparlament? 

Theo Hagedorn: Definitiv nicht! Die Anträge des Synodalrates werden in den Fraktionen und Kommissionen intensiv und kontrovers diskutiert. Dort findet die Meinungsbildung statt. Daher kann es in der Synode so aussehen, als würden die Anträge durchgewinkt. Die Kommissionen stellen auch Änderungsanträge, so dass die Synodalen über zwei Vorlagen abstimmen. Und jedes Synodenmitglied kann während der Diskussion weitere Änderungsanträge einbringen. Auch das geschieht immer wieder.


Worüber bestimmt die Synode?

Peter Brunner: Über die Verwendung der Kirchensteuern auf kantonaler Ebene sowie der staatlichen Beiträge – hauptsächlich also Budget und Rechnung. Beim Budget wird jede einzelne Kostenstelle besprochen, da gibt es öfter Anträge, einen Beitrag höher oder niedriger ausfallen zu lassen oder ganz zu streichen. Weiter geht es um die Anstellungsordnung und andere gesetzliche Grundlagen unserer Tätigkeit, um finanzielle Beiträge für kirchliche Institutionen oder um den Unterhalt von kirchlichen Liegenschaften. 


Hat der Synodalrat schon Anträge zurückgezogen? 

Brunner: Ich erinnere mich an zwei Projekte zur «Förderung einer nachhaltigen Entwicklung», die 2019 vor der Synodensitzung zurückgezogen wurden, weil sie die Kommissionen als nicht zielführend und zu teuer einschätzten. 

Hagedorn: An der Sitzung vom letzten November wurde zu diesem Thema von der Synode dann aber eine Motion überwiesen mit dem Auftrag, Klima- und Umweltmassnahmen in der Katholischen Kirche des Kantons Zürich aufzugleisen: Das Ziel: Co2-Neutralität bis 2050. 


Peter Brunner, Sie waren Synodenmitglied, jetzt Synodalrat. Was hat sich verändert?

Brunner: Die Perspektive ist anders. In der Exekutive, also dem Synodalrat, kann man entscheiden, vorausplanen, man führt ein Ressort mit Mitarbeitenden. In der Synode war ich zuletzt Präsident der Finanzkommission, da hat man zwar einen gewissen Spielraum, aber doch nicht einen allzu grossen. Ich habe das Gefühl, dass ich heute mehr bewegen und verändern kann.


Führt die Exekutive nicht einfach aus, was die Legislative entscheidet? 

Brunner: Das stimmt, aber wir können auch aktiv neue Themen in die Synode einbringen, die uns wichtig scheinen. 

Hagedorn: Als Synodale haben wir die üblichen parlamentarischen Instrumente zur Verfügung. Beispielsweise Motion, Postulat und parlamentarische Initiative. Die Initialzündung zu den meisten Geschäften kommt aber aus dem Synodalrat. 


Ist das Kirchenparlament im Unterschied zu staatlichen Parlamenten mehr auf Konsens 
ausgerichtet? 

Hagedorn: Ich glaube schon.  Wenn ich mit meinen Kollegen in der Fraktion rede, höre ich oft: Als Christ musst du auch auf die anderen hören. Bei den Abstimmungen gibt es natürlich klare Positionen, aber in den Voten merkt man diese Grundhaltung schon. Und zu Beginn jeder Synodensitzung hält jemand eine Andacht, eine Art christliches, spirituelles Wort zum Tag. Auch das gibt eine Ausrichtung. 

Brunner: Als Synodale habe ich auch gemerkt, dass man hier mehr aufs Soziale und eine gute Zusammenarbeit achtet. Wir haben auch keine Partei mit ihrem Parteiprogramm im Rücken. Unsere Fraktionen sind nach geographischen Regionen aufgeteilt.

Hagedorn: Unser Parteiprogramm ist eine christliche Grundhaltung, die für alle gilt.


Wie vertreten Sie in der Synode Ihre Wählerinnen und Wähler? Woher wissen Sie, was die Mitglieder der Kirchgemeinde, die Sie gewählt haben, von Ihnen erwarten?

Hagedorn: Ich war 20 Jahre in der Kirchenpflege und anschliessend Mitglied der RPK. Der Kirchenpflege-Präsident und 15 Mitunterzeichnende schlugen mich zur Wahl in die Synode vor. Sie waren offenbar der Meinung, dass ich diese Arbeit gut erfüllen würde. Ich kannte die Kirchgemeinde und ihre Bedürfnisse seit langem und denke, dass ich sie dadurch gut vertrete. Seit ich in der Synode bin, informiere ich regelmässig an den Kirchgemeindeversammlungen zu den anstehenden Geschäften. Dann kann man mich auch dazu befragen und Anliegen mitgeben. 


Eine forum-Leserin hat sich gewundert, dass die Synode Geld für den Neubau der Kaserne der Schweizer-Garde spricht, wo es doch viele Armutsbetroffene und Flüchtlinge gibt, die es nötiger hätten. Nach welchen Kriterien vergibt die Synode Kirchensteuern?

Brunner: Als Kirche haben wir einen Auftrag zur Pflege des kulturellen Erbes. Dazu gehört auch die Schweizer Garde. Historisch gibt es eine enge Verbindung zu Zürich. Aber die Garde leistet auch heute noch einen wichtigen Dienst im Vatikan, auf den wir stolz sein dürfen. Der Neubau ist dringend nötig, das bezweifelt niemand. Es ist eine Investition für viele Generationen. Ausserdem engagieren sich viele Gardisten nach ihrem Dienst in der Schweizer Kirche. Es fliesst also immer auch etwas zurück. Man sollte kulturelles Erbe und soziale Verpflichtung nicht gegeneinander ausspielen.

Hagedorn: Wir engagieren uns stark für soziale Anliegen, insgesamt geschehen 44 % unserer Ausgaben in diesem Bereich. Wir leisten beispielsweise jedes Jahr über zwei Millionen an das Hilfswerk Caritas Zürich. In der Corona-Zeit haben wir über 300 000 Franken in Sozialhilfe investiert. Wir sind sehr interessiert am Wohl des Mitmenschen, aber wir können nicht alles Geld nur für soziale Zwecke ausgeben, da wir auch noch andere Aufgaben haben. 


Manche finden, es gehe zu viel Geld in die kirchliche Verwaltung.

Brunner: Ich bin jetzt zwei Jahre Synodalrat und stelle fest, dass unsere Mitarbeitenden sehr ausgelastet sind. Immer mehr Aufgaben werden auf kantonaler Ebene und nicht mehr in den einzelnen Kirchgemeinden angepackt, zum Beispiel die Mission für die Italienischsprachigen, oder die Paarberatung. Das gibt entsprechend mehr Arbeit auf kantonaler Ebene. Zudem steigen die Vorgaben für unsere Verwaltung. Wir werden beispielsweise von der Finanzkontrolle des Kantons Zürich geprüft, und deren Anforderungen nehmen von Jahr zu Jahr zu. Auch eine funktionierende Digitalisierung kostet Arbeit.

Hagedorn: In der Finanzkommission beobachten wir jedes Ressort. In den letzten zwei Jahren wurde die Verwaltung nicht aufgestockt. Nur im Generalvikariat wurde eine 40% Stelle geschaffen für die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle – und das musste nun wirklich sein.

 
Was motiviert Sie im Engagement für Synode und Synodalrat?

Hagedorn: Ich bin seit 1988 in verschiedenen Funktionen in der Kirche engagiert. Ich will etwas dazu beitragen, dass die Kirche funktioniert und Gutes tun kann.

Brunner: So geht es mir auch. Ich wollte nach meiner Pensionierung nicht zuhause sitzen. So habe ich bereits vor der Pensionierung mein Engagement in der Synode angefangen und dann laufend ausgebaut. Nun bin ich sehr glücklich, ein sinnvolles und spannendes Amt ausüben zu können.

Woher kommt das Geld?
Woher kommt das Geld?

Die Katholische Kirche im Kanton Zürich wird finanziert durch die Beiträge der Kirchgemeinden (aus deren Kirchensteuern-Einnahmen) und den Staatsbeiträgen des Kantons Zürich für Tätigkeiten der Kirchen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung.
(Quelle: Katholische Kirche im Kanton Zürich, Jahresbericht 2019)

Wohin geht das Geld?
Wohin geht das Geld?

Ertrag 2019: Fr. 63 492 720, Aufwand 2019: Fr. 58 782 510
(Quelle: Katholische Kirche im Kanton Zürich, Jahresbericht 2019)

Text: Beatrix Ledergerber