Ein Leben lang Spiritual

Nachruf

Ein Leben lang Spiritual

Am 2. Mai ist Weihbischof Paul Vollmar im Alter von 86 Jahren gestorben. Er war eng mit Zürich verbunden. Unter anderem von 2003 bis 2009 als Generalvikar für Zürich und Glarus.

Paul Vollmar wurde am 11. Oktober 1934 in Überlingen am Bodensee geboren. Bereits im Alter von 16 Jahren ging er als Postulant zu den Marianisten, die ihn ein Jahr später nach Freiburg ans Kollegium St. Michael schickten.

1968 kam Vollmar als Religionslehrer und Hausgeistlicher für die Marianisten nach Zürich und wirkte zwischen 1972 und 1984 als Rektor der Freien Katholischen Schulen Sumatra. Danach war er acht Jahre Provinzial der Schweizer Marianisten.

1993 wurde Vollmar zusammen mit dem Jesuiten Peter Henrici vom Papst zum Weihbischof des Bistums Chur ernannt.

Weihbischof Henrici erinnert sich dankbar an seinen «Zwillings-Weihbischof»: «Paul hatte ein ausgesprochenes Charisma für Personenkenntnis und Personenführung; er ist fast ein Leben lang Spiritual gewesen. Er liess vieles geschehen und sah zu, bis er kategorisch sagen musste: ‹So nicht!› Dann gab es keine Diskussion mehr; denn dieses ‹So nicht!› war bei ihm zutiefst geistlich begründet. Dass einige seiner Anliegen unter Bischof Huonder wieder zu kurz kamen, gehört zur Tragik seines Lebens.»

Zunächst war Vollmar als Generalvikar für Graubünden, Glarus und das Fürstentum Liechtenstein tätig, ab 1998 wirkte er in der gleichen Funktion für die Urschweiz. 2003 wurde er Generalvikar für die Kantone Zürich und Glarus.

In dieser Funktion hat ihn René Zihlmann, damals Präsident der Zentralkommission, schätzen gelernt: «Im Führungsstil von Bischof Paul kamen zwei Prinzipien zusammen: Das ‹Prinzip Dialog› und das ‹Prinzip Vertrauen›. Und weil ich das wusste, spornte es mich an, nach guten Lösungen zu suchen und keinesfalls sein Vertrauen zu missbrauchen. Und wenn er sagte ‹Du machst das schon recht …›, antwortete ich ‹ja, danke, aber du musst in den grossen Zügen von der Lösung überzeugt sein›, und dann kam es zum Dialog.»

Mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren reichte Paul Vollmar seine Demission als Weihbischof ein. Seine Amtszeit als Generalvikar endete am 26. Oktober 2009.

Bis ins hohe Alter übernahm Vollmar daraufhin in der Pfarrei Heilig Geist in Zürich-Höngg noch priesterliche Dienste. Pfarrer Marcel von Holzen erinnert sich an die letzte Firmung in Höngg, bei der Vollmar krankheitshalber selbst nicht mehr anwesend sein konnte. Deshalb wurden seine Predigtworte verlesen. Noch einmal drückte Vollmar darin seine tiefste Überzeugung aus: «Als Christ und Christin gilt: Ich bin gesalbt, nicht angeschmiert! Die Salbung geht unter die Haut. Sie geht an die Substanz, an unsere Identität. Ein anerkennendes Wort, ein ermutigender Blick – sie sind Balsam für die Seele. Und erst recht, wenn Gott sich uns zuwendet. Wenn ich weiss, er ist bei mir, er begleitet mich, er steht mir bei durch seinen Beistand, den Heiligen Geist. Das gibt Raum. Das lässt aufatmen, das befreit zum Leben.»

In der Nacht vom Sonntag, 2. Mai 2021, ist Paul Vollmar in Zürich nach langer, geduldig ertragener Krankheit verstorben.

Text: Thomas Binotto