Initiative für sauberes Trinkwasser

pro und kontra  

Initiative für sauberes Trinkwasser

Zur Abstimmung vom 13. Juni 2021. 

Tiana Angelina Moser:

«Ja, weil Pestizide unser Trinkwasser verschmutzen und zu einem Insekten- und Vogelsterben führen. 

Die Trinkwasserinitiative ist eine ökologische Notwendigkeit. Die Pestizidbelastung und die Überdüngung belasten unsere Umwelt und damit unsere Lebensgrundlagen massiv. Ein Handeln ist unabdingbar. Mit der Trinkwasserinitiative kann die Bevölkerung den Stillstand in der Landwirtschaftspolitik endlich beenden. Und das mit Anreizen statt Verboten: Künftig werden Überdüngung, Pestizid- und Antibiotikaeinsatz nicht mehr durch den Staat subventioniert. Die Trinkwasserinitiative ist damit nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch eine liberale Selbstverständlichkeit.

Für mich ist klar: Wenn Bundesrat und Parlament bei einer so wichtigen Frage über Jahre nicht reagieren, muss die Bevölkerung korrigierend eingreifen. Die Schweiz kann nicht Milliarden in die Landwirtschaft investieren, wenn diese gleichzeitig unsere Böden und Gewässer mit überhöhtem Düngereinsatz und Pestiziden verschmutzt. 

Zudem verlangt die Trinkwasserinitiative keine ersatzlose Streichung von Direktzahlungen – sondern eine Umlenkung. Diese staatlichen Mittel werden künftig gezielt für eine ökologische Landwirtschaft eingesetzt und werden es viel mehr Landwirtinnen und Landwirten ermöglichen, im Einklang mit den natürlichen Lebensgrundlagen wirtschaftlich und erfolgreich Nahrungsmittel zu produzieren. Die im Initiativtext vorgesehene Übergangsfrist von acht Jahren schafft zudem genügend Raum, sich an diese neue Ausgangslage anzupassen. Die Trinkwasserinitiative ist damit eine grosse Chance für eine nachhaltige Landwirtschaft in der Schweiz.


Elisabeth Pflugshaupt:

Nein zu einer Initiative, die mehr Lebensmittel-Importe nach weniger strengen Richtlinien zur Folge hat. 

Sauberes Trinkwasser ist in unser aller Interesse. Aber erreichen wir das mit der Annahme dieser Initiative oder gehen wir damit wenigstens auf den richtigen Weg? Ich bin klar der Meinung: Nein, denn die Massnahmen sind an die Direktzahlungen gebunden. Das bedeutet, dass Betriebe, die auf die Direktzahlungen verzichten, sich nicht an diese Bedingungen halten müssen und somit auch ohne die bisherigen Kontrollen das Land bewirtschaften können. Das Gleiche gilt für den Futterzukauf für Grossbetriebe. 

Ein weiterer Grund für meine ablehnende Haltung ist, dass ich, wenn Eier, dann ausschliesslich Schweizer Eier esse. Jeder Befürworter, jede Befürworterin muss eines wissen: Ohne Zukauf von Futter versinkt die Eierproduktion in der Schweiz in der Bedeutungslosigkeit. Viele Betriebe, die Legehennen halten, können aufgrund ihres Standortes kein oder nur wenig Hühnerfutter produzieren. Auch Poulet-Fleisch kann nur mit dem Zukauf von Futter weiterhin in der Schweiz produziert werden. 

Sie werden sagen, dass wir wenigstens alle auf biologische Produkte umstellen und weniger Fleisch essen sollen. Das tönt doch vernünftig und erstrebenswert. Aber: Sind Sie auch bereit und in der Lage, den Preis dafür zu bezahlen? Denn das wird unweigerlich dazu führen, dass unser Essen teurer wird, sofern wir weiterhin auf regionale Produkte setzen wollen. Wir werden mehr Lebensmittel importieren müssen, auch wenn wir weniger Fleisch essen, das Brot vom Vortag nicht aus dem Verkaufsregal verschwindet und Gemüse noch gekauft und gegessen wird, wenn es nicht mehr ganz so schön aussieht oder gar noch Mitbewohner hat wie kleine Würmer, Raupen oder Schnecken. Die importierten Lebensmittel sind dann, wohlbemerkt, nicht nach unseren strengen Richtlinien angebaut und hergestellt worden.