Spätgotische Turmmonstranz

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Spätgotische Turmmonstranz

Monstranzen sind Zeigegeräte und gehören zu den «Vasa sacra», den heiligen Gefässen. 

Ursprünglich ein Schaugerät für Reliquien entwickelte sie sich im 14. Jahrhundert zur eucharistischen Monstranz. Die Turmmonstranz im Churer Domschatz ist eine Hostienmonstranz und gehört zu den bedeutenden Werken spätgotischer Kunst. Sie ist 102 cm hoch, ein Architekturmodell der Goldschmiedekunst und kann noch heute bei Gottesdiensten und Prozessionen in der Kathedrale verwendet werden. An Fronleichnam wird bei Prozessionen das «Allerheiligste», die Hostie, sichtbar mitgetragen oder auf dem Altar aufgestellt.

Die Hostie befindet sich im Schaugehäuse und wird in einer sichelförmigen, aufklappbaren Halterung, der «lunula» («Möndchen»), präsentiert. Das Schaugehäuse wird von zwei Figuren flankiert. Rechts steht Maria mit dem Jesuskind, links ein Priester mit Kelch, wohl der heilige Florinus. Die beiden Figuren werden von Baldachinen geschützt. Vier Prophetenfigürchen zieren die Hauptfialen der Seitentürme. Unter den Baldachinen der Eckpfeiler stehen Engel mit Passionswerkzeugen. Am Sockel des Schaugehäuses ist in goldenen Majuskeln auf dem Grund blauen Emails die Inschrift angegeben «Ecce panis ang(e)lorum»: «Seht das Brot, der Engel [Speise]». Der architektonische Aufbau erinnert an das Sakramentshäuschen, vollendet 1484, in der Churer Kathedrale. Die Turmmonstranz aus vergoldetem Silber dürfte aus der Regierungszeit Bischof Ortliebs von Brandis stammen, also gegen Ende des 15. Jahrhunderts.

Text: Anna Barbara Müller, Kuratorin Domschatzmuseum