Erinnerung für die Zukunft

Kultur

Erinnerung für die Zukunft

In Bern soll ein innovativer Ort der Erinnerung, Vermittlung und Vernetzung für die Opfer des Nationalsozialismus entstehen – eine neue und bisher einzigartige Kombination in der Schweiz.

Rund 150 namhafte Erstunterzeichnende und 30 Organisationen unterstützen das Anliegen. Am 25. Mai wurde dem Bundesrat ein Konzept eingereicht, das die Schaffung eines solchen Memorials verlangt.

Die Gedenkstätte soll insbesondere die nächsten Generationen zum kritischen Nachdenken über Vorurteile und Ausgrenzung befähigen. Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es eine solche Erinnerungsstätte in der Schweiz bis heute nicht.

Zusammen mit der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz, dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) sowie verschiedenen universitären Institutionen nahm die Auslandschweizer-Organisation (ASO) diesen Appell auf. Ein Konzept für die Schaffung eines offiziellen Schweizer Memorials wurde erarbeitet. Dieses wurde vielen Institutionen vorgelegt, und man fand grosse Unterstützung, unter anderem von der Schweizer Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche Schweiz, der Christkatholischen Kirche und der Föderation islamischer Dachorganisationen Schweiz.

Das Schweizer Memorial solle an alle Opfer erinnern, die aufgrund ihrer Religion, politischen Gesinnung oder sexuellen Ausrichtung diskriminiert, verfolgt, deportiert, misshandelt oder ermordet wurden. «Wer die Vergangenheit kennt, kann sich den Herausforderungen der Gegenwart besser stellen», so Ralph Lewin, Präsident des SIG.

Erinnerung sei auch Aufklärung, um die Gefahr von Diskriminierung wie Rassismus oder Antisemitismus aufzuzeigen. Dabei gelte es, nicht nur in die Vergangenheit zu blicken, sondern auch in die Zukunft. Die Historikerin Fabienne Meyer und Gregor Spuhler vom Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich präsentierten das vorgesehene Memorial als «lebendigen, formbaren Ort des Diskurses und der Reflexion», der unter den Leitthemen «erinnern – vermitteln – vernetzen» stehe.

Der Gedenkort soll zentral, repräsentativ und öffentlich zugänglich in Bern stehen. Die Bevölkerung soll dabei in einen Meinungsbildungsprozess eingebunden werden, auch im Entscheid zur Form dieses Memorials, der das Resultat eines öffentlichen Kunst- und Architekturwettbewerbs sein wird.

Der Bundesrat wird in Kürze über die Umsetzung des eingereichten Konzepts entscheiden.

Text: Anouk Hiedl, Pfarrblatt Bern