Zeno Cavigelli

Was ich einmal war ...

Zeno Cavigelli

«Hier war mein erster Arbeitstag», sagt Zeno Cavigelli, heute Pastoralassistent, und zeigt auf Haus K, das letzte Gebäude der weitläufigen Anlage der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. 

Und er erzählt von einer Zeit, als Männer und Frauen im «Burghölzli» noch getrennt in schmucklosen Sälen untergebracht waren, Psychiatriepfleger weisse Mäntel trugen und die Medikamente in Spritzen mit langen Kanülen administrierten.

Bereits sein Vater war Pfleger gewesen – bevor er als Hilfsarbeiter zu Lindt und Sprüngli wechseln musste, um eine Familie ernähren zu können. «In seinen Erzählungen bin ich in die Welt der Psychiatrie eingetaucht – die Kombination von spannenden Menschen, für die man sich Zeit nehmen durfte, mit der Technik der Pflege hat mich fasziniert.»

An der Schule für psychiatrische Krankenpflege im Burghölzli wurde er mit Freude zur dreijährigen Ausbildung aufgenommen: «Männerbonus», schmunzelt Cavigelli. Nach einem Jahr am Krankenbett bildete er bald selbst angehende Pflegende aus. Dann war ein nächster Schritt fällig. «Ich schnupperte in der Sozialarbeit, liebäugelte aber auch mit einem Medizin- oder Psychologiestudium – und holte erst mal die Matura nach.» 

Seine Freizeit verbrachte er seit Kindheit in Blauring/Jungwacht. «In der aktiven Jugendarbeit erlebte ich eine tragfähige Kirche, die Gemeinschaft stiftete», erinnert sich der spätere Synodalrat. «Im Kontakt mit der Jugendseelsorge erkannte ich, dass Theologie ein respektables Studium war. Dass man es später in der Pastoral mit gesunden und nicht mit kranken Menschen zu tun hat, gefiel mir.»

Die Theologie führte ihn zur Caritas und vor neun Jahren als Pastoralassistenten in den Seelsorgeraum Dübendorf – Fällanden – Schwerzenbach. Er habe sich, erklärt Zeno Cavigelli, in seiner Findungsphase auch die Priesterweihe und den Eintritt ins Kloster überlegt: «Doch alles Klerikale ist undenkbar für mich – das ständische Denken geht mir ab.»

Für seine Arbeit als Theologe habe er von seiner Erstausbildung profitiert: «Es war eine Lebensschule.» Gelernt habe er, dass Menschen nicht nur unterschiedliche Bedürfnisse, sondern auch andere Wirklichkeiten hätten – und dass darin sehr viel Kreativität liegen könne.

Bald geht Cavigelli in Pension. Mit lachenden Augen. «Die Kirche hat leider viel von ihrer Glaubwürdigkeit verloren.» Und doch schwingt auch Wehmut mit: «Wir sind Kulturschaffende in der Kirche. Das werde ich vermissen – und meine jungen engagierten Berufskolleginnen und -kollegen, denen ich eine Stütze sein durfte.»

Text: Pia Stadler