Was ist eine Turnustafel?

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Was ist eine Turnustafel?

Eine Turnustafel diente der Aufzeichnung des Turnus, in dem die Chor- oder Domherren wochenweise die verschiedenen Funktionen des Chordienstes auszuüben hatten. 

In der Kathedrale ist das Domkapitel für die Pflege der Liturgie verantwortlich. Das Domkapitel ist leitendes Gremium in einer katholischen Bischofskirche und besteht aus Geistlichen, den sogenannten Domherren. Höchster Würdenträger des Domkapitels ist der Dompropst.

Die Turnustafel im Domschatzmuseum Chur ist aus Kastanienholz geschnitzt. Sie dürfte aus dem 12. Jahrhundert stammen. Die Einfassung zeigt kunstvolle Schnitzereien und ist mit Eisenbändern beschlagen. Im Bogenfeld kauern unter einem Baum zwei Löwen mit herausgestreckter Zunge. Der Rahmen ist mit Blattwerk und Medaillons verziert. Zuoberst drehen sich zwei Schlangen um sicher selbst und beissen sich in die Schwänze.

Auf der Turnustafel wurde aufgezeichnet, in welcher Abfolge die Domherren wochenweise die verschiedenen Funktionen des Chordienstes auszuüben hatten. Auf der Tafel sind die Titel der geistlichen Würdenträger notiert. Von oben nach unten lassen sich folgende Bezeichnungen erkennen: Praepositus, Decanus, Scholasticus, Cantor, Custos und Sextarius. Dieses Verzeichnis war immer wieder verwendbar, denn in die Löcher neben den Titeln konnte ein Holzstift bei demjenigen Geistlichen eingesteckt werden, der für den Ordo, also für den festgelegten Ablauf in der Liturgie, verantwortlich war.

Text: Anna Barbara Müller, Kuratorin Domschatzmuseum