Miteinander – füreinander

Editorial

Miteinander – füreinander

Am gemütlichen Grillabend mit unseren Autorinnen und Autoren kommen wir auf das spannende Thema: «Wie geht das eigentlich mit der Solidarität des Einzelnen gegenüber einer Gemeinschaft?»

Wir verteidigen mit Händen und Füssen unsere Freiheit, profitieren gerne von der staatlichen Alters- und der Kranken-vorsorge – aber haben wir nicht auch Pflichten gegenüber der ganzen Gesellschaft, insbesondere gegenüber den Schwächsten? Natürlich arbeiten wir dieses Thema auch an Corona und der Impfdebatte ab, aber die Frage geht weit darüber hinaus.

Unsere Gesellschaft befindet sich im Umbruch und verändert sich in hohem Tempo. Diese Veränderung bricht jedoch nicht einfach als Naturgewalt über uns herein. Wir können sie mitgestalten. An dieser Stelle bringt unsere jüngste Autorin eine Idee des Philosophen Richard David Precht ins Spiel: Könnte es nicht hilfreich sein, den Solidaritätsgedanken durch zwei verpflichtende «Gesellschaftsjahre» zu stärken? Um allen Mitgliedern einer Gesellschaft die Möglichkeit zu geben, einen positiven Beitrag für diese Gemeinschaft zu leisten? 

Wieder zu Hause lese ich bei Precht nach: «Aus einer Gesellschaft von asozialen Individualisten entsteht keine Demokratie.» Der Gedanke überzeugt mich: Wenn wir unsere Demokratie erhalten und weiterentwickeln wollen, müssen wir den Gemeinsinn stärken. Warum nicht mit zwei Gesellschaftsjahren? Eines nach dem Schulabschluss und eines beim Eintritt in die Rente, so wie es Precht vorschlägt. Ich halte das für zwei gute Momente, diese Übergänge in einen neuen Lebensabschnitt. Wer da die erfüllende Erfahrung macht, sich für eine Gemeinschaft zu engagieren, wird dieses Lebensgefühl in die nächsten Lebensjahre mitnehmen und im Alltag weiterleben. 

Und natürlich hindert uns niemand daran, bereits jetzt solidarisch zu leben, und damit aktiv am Bewusstsein einer neuen Gesellschaft mitzubauen. 

Text: Beatrix Ledergerber