Planungsfreak a. D.

Leben in Beziehung

Planungsfreak a. D.

Wie so viele war ich wegen Corona gezwungen, mich in letzter Zeit immer mehr von meiner Planungsfreude zu verabschieden. Ich musste lernen, spontaner zu werden. Das fiel mir gar nicht so leicht.

Diesen Sommer wollten meine jüngere Schwester und ich gemeinsame Ferien verbringen. Wegen steigender Corona-Zahlen wollten wir nichts buchen, nur um es dann stornieren zu müssen. Wir entschieden uns für einen Roadtrip mit einem Zelt im Kofferraum und liessen offen, wo wir hingehen würden. Zwei Tage vor der Abreise informierten wir uns über die Bedingungen in den jeweiligen Ländern und entschieden uns, am ersten Tag nach Venedig zu fahren und alles Weitere offen zu lassen. Puh! Was für eine Herausforderung! Schon am ersten Abend war ich am Googeln: Wo könnten wir als Nächstes hingehen? Wo hat es Zeltplätze mit guten Rezensionen? Sollen wir nicht vielleicht trotzdem etwas buchen, um sicher einen Schlafplatz zu haben? So schnell ging es wieder los mit meiner Planungsliebe. 
Weil der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, kommen meine Schwester und ich da beide nach unserer Mutter. Mit Überwindung rissen wir uns zusammen und wagten es am nächsten Tag, planlos am Meer entlang Richtung Süden/Kroatien loszufahren. Und siehe da: Unser Wagnis wurde belohnt und wir konnten unser Zelt am Abend auf einem wunderschönen Platz mit Meersicht aufbauen und uns entspannen. So gut hätten wir das vermutlich nicht mal planen können. Das ermutigte uns, noch besser loszulassen und zu vertrauen! 

Wir nahmen nach weiteren Zwischenhalten eine Fähre auf eine kroatische Insel, ohne eine Übernachtungsmöglichkeit gebucht zu haben. Einmal dort, wurden wir dann aber wieder nervöser und konnten es nicht lassen, nachzuschauen, wo es ein Hotel geben würde, falls wir keinen Platz zum Zelten fänden. Erschrocken stellten wir fest, dass es auf der ganzen Insel. weder ein Airbnb noch ein Hotel gab. Wir scherzten herum, wir könnten notfalls auch im Auto schlafen, aber ich kam dabei definitiv aus meiner Komfortzone heraus und wir waren beide ein bisschen angespannt. Doch auch dieses Mal durften wir erfahren, dass es gut kommt und dass alles immer durchplanen gar nicht nötig ist. Wir fanden einen traumhaften Zeltplatz und blieben schlussendlich fast eine Woche da, weil wir es so schön fanden!

Ich versuche, diese Erfahrung auch in meinen Alltag einfliessen zu lassen. Planen gibt mir Sicherheit und macht mir Freude, doch ich muss auch Raum lassen für Spontanität. Am meisten brauche ich jedoch mehr Vertrauen, dass auch ohne Plan Gutes entstehen kann. Das ist anstrengend, aber enorm befreiend. Vertrauen spielt auch in meinem Glauben eine zentrale Rolle. Auch wenn ich vermutlich immer ein Planungsfreak bleiben werde: Manchmal hält das Leben ganz spontan die schönsten Dinge bereit! 

Text: Jana Hitz