Auf dem Weg zu einer weiteren Synode

Bericht aus dem Vatikan

Auf dem Weg zu einer weiteren Synode

Die katholische Kirche ist weder eine NGO noch eine demokratische Institution, sie ist ein «lebendiger Körper», diesen Satz hat uns Papst Franziskus schon mehrmals vorgetragen. 

Im Hinblick auf die nächste grosse Synode im Vatikan, die im Herbst 2023 ansteht, gilt das Franziskus-Zitat umso mehr – so hat es uns Journalisten der Hauptorganisator der Bischofssynode 2023 gesagt, der maltesische Kurienkardinal Mario Grech. 

Jüngst ist nun die «Bedienungsanleitung» für diese Synode veröffentlicht worden. Wie Beobachter – sprich langjährige Vatikan-Korrespondenten – bemerkt haben, stehen da alle Wünsche drin, die sowohl «liberale» als auch «konservative» Kreise in der katholischen Kirche und darüber hinaus erfreuen. «Jeder kann etwas daraus herauspicken», sagte mir ein deutscher Korrespondent bei der Vorstellung des «Vorbereitungsdokuments zur Bischofssynode 2023». 

Schauen wir uns das Vorbereitungsdokument einmal genauer an: Für die Fans des Synodalen Weges in Deutschland sind im Synodenpapier die Vorgaben einer «hörenden Kirche» interessant, in der die Rolle der Frau und die Mitgestaltung der Laien hervorgehoben werden. Für die Gläubigen anderer christlicher Konfessionen ist die ökumenische Dimension ein Leckerbissen, die erstmals in einem Synodendokument hervorgehoben wird. Für jene «konservativen» Katholiken, die päpstlicher als der Papst sein wollen, klingen die Sätze einer Glaubensgemeinschaft, die die Tradition wahrt und aus ihr schöpft, wie ein von Engeln besungenes Gloria. 

Für uns Vatikanesen beweist das Papier – und die Synode zur Synode – einmal mehr, wie Franziskus tickt: Er ist weder ein Reformator noch eine «konservative Socke»; er ist ein Jesuit, der zunächst allen zuhört, lange nachdenkt und bei Bedarf konkret handelt. Greift er nicht ein, so liegt es daran, dass er die Art und Weise der südamerikanischen Jesuiten wählt. Diese lautet: einen Impuls geben und schauen, was daraus wird, ohne selbst zu entscheiden. Das sollen andere für ihn tun. Das hat er auch bisher und bei den letzten Synoden so gemacht. 

Nach Aussage von Kardinal Mario Grech geht es bei der Weltsynode nicht um Schlagzeilen. Das Wichtige sei, dass der eine dem anderen ernsthaft und geduldig zuhöre, sagte mir der Leiter des Synodensekretariats. Die Kirche wolle sich durch die Synode besser selbst verstehen. Alle Getauften, nicht nur Katholiken, hätten daher die Möglichkeit, ihre Gedanken über die Kirche von heute in den Prozess einzubringen. 

«Dieser Weg hat auch eine ökumenische Dimension», so Grech. Das scheint mir aus Schweizer Sicht ein wichtiger Punkt zu sein. Jetzt liegt es an uns Katholiken und Menschen guten Willens in der Eidgenossenschaft, den Synodenvätern bis 2023 klarzumachen, dass Ökumene vor allem aus einem gegenseitigen Respekt und aus der Zusammenarbeit zwischen den Kirchen besteht. Falls Franziskus merkt, dass wir in der Schweiz die Ökumene nicht nur ernstnehmen, sondern auch konkret leben, dann, so meine ich, würde er sich nicht scheuen, weitere massgebende Schritte zu wagen.

Text: Mario Galgano