Herbstferien zu zweit

Leben in Beziehung

Herbstferien zu zweit

Nein, nicht der Froschkönig und ich – sondern ich mit mir: Allein zu zweit!  So ging es also freudig los in die Herbstferien. 

Nach diesem kühlen Sommer zog mich der «Sehnsuchtsort Meer» magisch an. Im Rhythmus der Natur sehnte ich mich nach dem weiten Horizont, nach dem Sand unter den Füssen, den Wellen, Muscheln, der Sonne und ihrer Wärme – kurz bevor der Nebel das Mittelland umhüllt und die Winterkälte einbricht. 

 Wer noch nie allein gereist ist, dem soll gesagt sein, dass es sich hierbei um das wahre Abenteuer handelt! Na ja, das einsame Sitzen im Restaurant ist nicht gerade freudvoll. Nicht, dass ich es anregend fände, ständig in meinem eigenen Saft zu braten, nein. Trotzdem ist es ein echtes Abenteuer. Denn ich habe keine Ablenkung und bin völlig auf mich selbst gestellt. Perspektivenwechsel pur! Allein zu zweit nehme ich leichter einen anderen Blickwinkel auf die Welt ein. Und ich lerne mich selbst neu kennen.  

Am morgendlichen Strandspaziergang gehe ich schnell einen Schritt nach dem andern. Hey! Du bist nicht auf der Flucht. Geniess doch mal. Hebe den Blick. Piano, piano.  

Jede einzelne Person, die mich kreuzt, grüsse ich. Allesamt weichen sie meinem Blick aus, kaum jemand erwidert meinen Gruss. Schade. Seltsam. Es wäre schön, die Freude über die Schöpfung irgendwie mit-zu-teilen …

Ich ertappe mich, wie ich – so allein zu zweit – mit IHM zu reden beginne. Mit IHM, als wäre ich noch immer das kleine Kind von damals. Seither wurden doch die kleinen Spuren im Sand schon lange von den Wellen der Gezeiten verwischt. Und auch mein kindlicher Glaube hat sich verflüchtigt. Er ist durch manche Sandbank gebrochen, musste sich aufrappeln und wieder bewähren, mit neuem festem Grund unter den Füssen. Nach und nach wurden meine Abdrücke grösser und tiefer, um eine Welle später schon wieder fort zu sein. Als wären sie nie da gewesen. Trotzdem ist das Wesentliche geblieben. Unsichtbar da. 

So gehe ich durch die Zeit, heute am Strand und daheim an jedem neuen Morgen. Panta rhei: Alles fliesst. Alles verändert und entwickelt sich. Unaufhaltsam. Auch mein Glaube, meine Beziehung zu Gott. Und jetzt rede ich tatsächlich innerlich allein zu zweit zu dritt. Nur «Ich und Du».  

Da kommt mir diese alte grandiose Geschichte in den Sinn: «Spuren im Sand». Kennst Du dieses innerste kalte Gefühl, dass Dich eigentlich kein einziger Mensch wirklich kennt, in Deinem tiefsten Inneren zu berühren vermag? Dass Du Dich ein bisschen fremd fühlst in der Welt? Wer sucht, der findet. 

«Ich lasse Dich nie allein. Niemals – da, wo Du in Deinem Leben nur ein paar Spuren im Sand siehst – da habe ich Dich getragen.» 

 Einsam zweisam. Dreisam. Ewig Du. 

Text: Tatjana Disteli