Anders schauen … neu denken

Editorial

Anders schauen … neu denken

Ein und dieselbe Geschichte verändert sich, wenn ich sie aus einer anderen Perspektive betrachte. 

Oft begegnen wir der Perspektive der Mächtigen und der Sieger. Manchmal allerdings ist der Sieger nicht gleich der Mächtige. Manchmal.

Am 1. Dezember sind es 500 Jahre, seit Papst Leo X. gestorben ist. Der mächtige und reiche Papst aus der Familie der Medici liefert Stoff genug für verschiedene Perspektiven auf die Geschichte des 16. Jahrhunderts. In seine Zeit fällt die Reformation. Jene Zeit also, in der berechtigte Reformanliegen an die Kirchenleitung herangetragen wurden. Und es darüber bekanntlich zu einer Spaltung kam. 

Weil er seit Jahren zu Zeit und Figur von Leo X. forscht, haben wir den Historiker Götz-Rüdiger Tewes gebeten, uns eine Perspektive auf die Ursprünge der Reformation zu eröffnen.

Wer die Machtlogik verlässt, könnte die Geschichte auch unter dieser Perspektive erzählen: Was wäre geschehen, hätte Papst Leo auf Dialog gesetzt und Martin Luther ernst genommen? Und was würde heute geschehen, wenn Papst Franziskus – der sich Dialog wünscht – die gegenwärtigen Reformanliegen so ernst nehmen würde, dass er Freiheit zum Handeln ermöglichte?

Text: Veronika Jehle