Esther Bischofberger – Veganerin

Schwerpunkt Verhaltensänderung

Esther Bischofberger – Veganerin

«Ich stamme noch aus der ‹Metzgete-Generation›, erklärt Esther Bischofberger und schmunzelt.

«In unserer Familie lagerte von der Schlachtplatte bis zur halben Kuh alles im Tiefkühler.» Nie habe sie sich damals Gedanken gemacht, dass da ein fühlendes Wesen für einen Bissen Fleisch sein Leben lassen musste. Was aus heutiger Sicht unverständlich sei. «Ich liebte Zürcher Geschnetzeltes über alles – da war überhaupt kein Konzept, jemals vegan leben zu wollen.»

Die Krebsdiagnose 2003 brachte eine nachhaltige Verhaltensänderung. «Mit einer prognostizierten Lebenserwartung von sechs Monaten macht man alles, um sein Kind 20 Jahre alt werden zu sehen.» Die Ärztin verordnete unter anderem streng vegetarische Kost, um die Säurebildung im Körper zu vermindern. Die Umstellung erfolgte langsam. Disziplin zu halten, fiel Esther Bischofberger nicht immer leicht. Doch nach einem halben Jahr zeigten sich die ersten Erfolge: «Ich hatte mehr Energie als je zuvor, trotz der Krankheit.»

Nach fünf Jahren vegetarischer Ernährung beschloss Esther Bischofberger, einen Schritt weiterzugehen. Sie vertiefte sich in vegane Kochbücher, bildete sich in Phytotherapie weiter, wurde Fastenbegleiterin.

Vegan zu leben, ist für sie seither eine Selbstverständlichkeit. «Ich habe mich meiner neuen Lebensform Schritt für Schritt angenähert und sie so verinnerlicht. Und das Wichtigste: Meine veganen Menüs, mit denen ich auch meine Freunde verwöhne,  koche ich stets mit viel Liebe und Fantasie: Mein Jackfruit-Gulasch an Rotweinsauce kann mit jedem Zürcher Geschnetzeltes mithalten.» Natürlich habe es auf dem Weg auch Stolpersteine gegeben. «In Südfrankreich habe ich dem Loup de mer manchmal nicht widerstehen können», gibt die Veganerin zu. «Es gab damals aber auch kaum vegane Alternativen.»

Heute, mit 62 Jahren, ist sie stolz auf ihre Verhaltensänderung: «Ich bin vital und topfit – was könnte ich mir mehr wünschen?» 

Text: Pia Stadler