Mit Kindern auf Weihnachten warten

Glaubens-Perspektiven

Mit Kindern auf Weihnachten warten

Der Advent wird in unserer Familie immer spürbarer. Enthusiastisch hat Timon, 
unser 6-Jähriger, beim Aufhängen der Weihnachtsbeleuchtung geholfen. Jaël, unsere 11-Jährige, hat dieses Jahr zum ersten Mal für uns alle – für die Eltern und den kleinen Bruder – einen Adventskalender gebastelt.

Ich finde es jedes Jahr wunderbar, wie die Adventszeit ihre zauberhafte Wirkung entfaltet. Zugegeben hat sich gesellschaftlich die Gestaltung der Adventszeit in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Gleich geblieben ist der inhaltliche Kern: Der Advent ist eine Zeit der Ankunft – auf Lateinisch «adventus». Früher einmal war der Advent die zweite grosse Fastenzeit im Jahreskreis, neben jener zwischen Aschermittwoch und Ostern. Der Verzicht sollte den Boden bereiten für die Fülle von Weihnachten: Für die Fülle der Menschwerdung Gottes ebenso wie für die Fülle von Essen und Trinken – Letztere ist immer noch damit verbunden. In den Ostkirchen wird der Advent teilweise bis heute als Fastenzeit begangen, und es gibt dazu spezielle Speisen und Rezepte. 

In unserer Gesellschaft und so bei uns in der Familie ist vom Fasten in der Adventszeit nicht mehr viel zu spüren. Im Gegenteil – der Advent wartet auf mit Glühwein für die Grossen und Glühmost für die Kleinen, mit Lebkuchen und Naschereien. Normalerweise gibt es in jeder noch so kleinen Stadt Advents- und Weihnachtsmärkte, für viele Kinder grosszügige Adventskalender mit Geschichten, kleinen Geschenken oder Süssigkeiten für jeden Tag. Allerdings wird diesbezüglich auch in diesem Jahr einiges anders sein. Letztes Jahr mussten die meisten Adventsmärkte pandemiebedingt abgesagt werden, und auch aktuell sieht es nicht viel besser aus. Als Familie waren wir schon länger an keinem Adventsmarkt mehr, obwohl das eigentlich fest zu unserem Jahreskreis gehört. 

Wir als Familie möchten aus der Not, dem Wegfallen von vielen und sehr geschätzten öffentlichen Veranstaltungen, eine Tugend machen. Wir haben also in unserem Familien-Adventskalender 2021 weniger Geschenke für die Kinder und mehr gemeinsame Aktivitäten als in den letzten Jahren. Jeden Tag öffnet abwechselnd jemand von uns vieren die entsprechende «Tür» des Adventskalenders und liest dann vor, was wir zusammen unternehmen können: Guetzli backen, Lieder singen oder Geschichten hören. Auch der eine oder andere Ausflug wird dabei sein, je nachdem, was die Umstände erlauben. Können wir weniger ausserhalb der eigenen vier Wände unternehmen, nutzen wir die Gelegenheit, um mehr Zeit miteinander zu verbringen, denn sowieso wird uns ein bisschen mehr Ruhe guttun. Und welche Vorbereitung auf Weihnachten wäre besser, als ruhiger zu werden – und damit wohl auch offener, grosszügiger und anpassungsfähiger, für alles, was kommt. Für Weihnachten ebenso wie für die weltlichen Herausforderungen.

Text: Daniel Ritter