Ein Fest für den Hauspatron

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Ein Fest für den Hauspatron

Slava, das serbisch-orthodoxe Fest der Hauspatrone wurde 2014 als immaterielles Kulturerbe in die Liste der UNESCO aufgenommen.

Wir orthodoxen Serben feiern jedes Jahr ein Fest zu Ehren unseres Hauspatrons. Es heisst Slava – Slawa gesprochen – und wird auf serbisch «слава» geschrieben. Übersetzt heisst das einfach Fest oder Feier. 2014 wurde die Slava als immaterielles Kulturerbe in die Liste der UNESCO aufgenommen. 

Die Slava als Fest der Hauspatrone hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem Namenstag, der in der russisch- und griechisch-orthodoxen Tradition bekannt ist. Hauspatron heisst hier, dass ein Heiliger oder eine Heilige ausgewählt wird, der oder die für diese Familie die himmlische Fürsprache übernimmt. Der Heilige wird normalerweise von Generation zu Generation weitervererbt. Selbst wenn die Familie ihren Wohnsitz wechselt – der Heilige geht mit. Söhne und Töchter nehmen ihn mit, wenn sie ihre eigene Familie gründen. Wer Hauspatron ist, lässt sich im Haus meist leicht erkennen. Die Ikonen sind in der Orthodoxie ja sehr wichtig. Eine Ikone zeigt auch, welche Slava im jeweiligen Haus gefeiert wird. Seine bzw. ihre Ikone hängt prominent an der Wand, davor brennt eine Öllampe, oft mit Weihrauch. Vor dieser Ikone versammelt sich die Familie, wenn sie ein gemeinsames Anliegen vor Gott tragen möchte. 

Die beliebtesten Schutzpatrone der Familien sind der Heilige Nikolaus, der Heilige Johannes der Täufer, der Heilige Dimitrius, der Heilige Georg, Geburt und Entschlafen der Heiligen Maria. Unter ihnen am weitesten verbreitet ist allerdings der Heilige Nikolaus von Myra. Sein Festtag wird nach dem julianischen Kalender am 19.  Dezember gefeiert. Der Heilige Nikolaus lebte an der Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert. Seine Heimat ist das alte Lykien an der Südwestküste Kleinasiens. Schon sein Onkel, dessen Namen er trug, war Bischof in der Stadt Myra, dem heutigen Demre in der türkischen Provinz Antalya. Um sein Leben und Wirken haben sich unzählige Legenden gebildet, die ihn als Verkörperung der Menschenfreundlichkeit und als Wundertäter zeigen. Die östliche Überlieferung weiss viel von Nikolaus zu erzählen. 

Am Gedenktag der Slava wird gefeiert, die Türen stehen für die Gäste offen. Es wird «Slavski Kolacˇ» gebacken, Weissbrot aus Mehl und Hefe. Oft wird dazu geweihtes Wasser verwendet. Vor dem Fest bringt die Familie das Brot in die Kirche, um es vom Priester segnen zu lassen. Bevor man zu Hause ans Fest geht, wird das «Slavski Kolacˇ» gebrochen, mit Wein beträufelt und allen gereicht mit den Worten: «Christus ist unter uns – wahrhaftig ist er unter uns und in alle Ewigkeit.» Brot und Wein sind Symbole der Eucharistie. Auch gehört «Koljivo» dazu, eine Speise aus gekochtem Weizen, angereichert mit Nüssen und süssen Zutaten. «Koljivo» soll ein Vorgeschmack auf das himmlische Festmahl sein, das uns mit den Verstorbenen vereinen wird. Den ganzen Tag brennt im Haus die vom Hausvater vorbereitete und angezündete Kerze. 

Geschichtlich steht die Slava in Verbindung mit der Christianisierung der Südslawen, die dann im 9. Jahrhundert als weitgehend abgeschlossen gilt. Die Slava entstand als Erinnerung an jene Stammesvorfahren, die als erste den christlichen Glauben angenommen hatten. Ursprünglich ist die serbische Slava ein kirchlich-familiäres Fest, das zuerst in der Kirche gefeiert wird – also im Gottesdienst, in der Heiligen Liturgie – und erst danach zu Hause in der Familie fortgesetzt wird. Damit wurde und wird bis heute zum Ausdruck gebracht, dass die Familiengemeinschaft die Fortführung der Kirchengemeinschaft darstellt.