Was tut der Papst für Flüchtlinge?

Bericht aus dem Vatikan

Was tut der Papst für Flüchtlinge?

Papst Franziskus soll doch selber im Vatikan Flüchtlinge aufnehmen, lesen wir immer wieder in Mails von Gläubigen, die das vehemente Engagement des Papstes für Flüchtlinge und Migrantinnen nicht sonderlich goutieren. 

Immer wieder kommen auf der vatikanischen Kommunikationsstelle Mails und Briefe mit fremdenfeindlichem Inhalt an.  Man stellt uns die rhetorische Frage, wie viele Flüchtlinge denn eigentlich im Vatikan wohnen würden. Es gäbe doch genügend Platz im Kleinsten Staat der Welt für die Hilfesuchenden. Der Papst solle doch lieber den Mund halten und selber die Migranten aufnehmen, ist da zu lesen. 

Ehrlich gesagt: auf solche rabiate Zuschriften antworten wir nicht einzeln. Hier aber sei gesagt: es gibt tatsächlich Flüchtlinge im und beim Vatikan. Allerdings: der Kleinstaat ist wirklich klein und für die Aufnahme von Menschen nicht sonderlich geeignet. Aber Papst Franziskus ist da als Südamerikaner und als Jesuit durchaus kreativ. So gibt es neben dem Petersplatz und Richtung Generalat der Jesuiten – also die Zentrale des Ordens – etliche noble «Palazzi», die von den römischen Familien nicht mehr genutzt werden. Diese Gebäude gehören mittlerweile meist dem Vatikan, da die eigentlichen Familienbesitzer ausgestorben sind und es dem Kirchenstaat vererbt haben. Aus dem Palazzo «Migliori» beispielsweise hat der Almosenmeister des Papstes, Kardinal Konrad Krajewski, ein Aufnahmezentrum für Obdachlose und Flüchtlinge gemacht. Der polnische Kurienmann ist sozusagen die rechte Hand des Papstes, wenn es um die logistische Hilfe an Bedürftige geht. 

Papst Franziskus hat sich bei vielen fremdenfeindlichen Menschen auch aus kunsthistorischer Sicht unbeliebt gemacht. Franziskus hatte Ende September 2019 am Welttag der Migranten und Flüchtlinge auf dem vom Renaissance-Künstler Gian Lorenzo Bernini konzipierten Petersplatz eine neue Skulptur aufstellen lassen. Das lebensgrosse Kunstwerk aus Bronze und Ton träg den englischen Titel «Angels Unawares», auf Deutsch übersetzt heisst das: «Engel, ohne es zu ahnen». Dargestellt ist eine Gruppe von Migranten und Flüchtlingen aus unterschiedlichen Ländern, Religionen und Zeiten. Einen der Männer weisen Schläfenlocken als jüdischen Flüchtling aus, eine Schwangere hält die Hand unter ihren Bauch. Männer, Frauen und Kinder stehen dichtgedrängt mit wenigen Habseligkeiten auf einem schwimmenden Untersatz. Aus der Mitte der kompakten Menschenmenge erheben sich Engelsflügel, die die Gegenwart des Heiligen unter den Flüchtenden andeuten. Die Abteilung für Migranten und Flüchtlinge an der päpstlichen Behörde für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen bestellte die Skulptur 2016 bei dem kanadischen Künstler Timothy Schmalz. Bereits 2017 segnete Papst Franziskus auf dem Petersplatz einen Entwurf des Werks. 

Für den Papst geht es nicht einfach um schöne Worte. Bei seinem Besuch bei Flüchtlingen in Lesbos sagte er am 5. Dezember: «Ich bin hier, um eure Gesichter zu sehen und euch in die Augen zu schauen. Es sind Augen voller Angst und Erwartung, Augen, die Gewalt und Armut gesehen haben, Augen, gerötet von zu vielen Tränen.» Und deshalb nahm er gleich 50 Flüchtlinge mit nach Rom.

Text: Mario Galgano