Bedürfniskollisionen

Leben in Beziehung

Bedürfniskollisionen

Wenn beim Nachhausekommen der Schleudergang der Waschmaschine sanft durch unsere Wohnung vibriert, platzt mein Traum von der erholsamen Abendgestaltung. 

Keine Frage, ich bin dankbar, dass Gregor sich meistens um die Wäsche kümmert. Denn ich mache mir nicht viel aus Wäschewaschen. Muss halt sein. Allerdings schleicht sich, wenn er es – aus meiner Sicht – zum falschen Zeitpunkt tut, eine gewisse Grummeligkeit in meinen Geist, insbesondere in der kalten Jahreszeit. Denn leider ist im Winter der beste Platz für unseren Wäscheständer die Badewanne. Sie ist exakt dann aber auch der beste (und notabene einzige) Platz für ein entspannendes, wärmendes Bad. Aus diesem mache ich mir – in Gegensatz zum Wäsche-waschen – sehr viel. Momente des Loslassens, denen ich an manchen langen Tagen begierig entgegensehe.

Und nun vibriert der arbeitsame Schleudergang durch die Wohnung. Hätte er mich nicht vorher fragen können, ob ich heute ein Bad nehmen möchte? Bohrend schiebt sich der Gedanke immer mehr nach vorn. Ich weiss, dass ich ungerecht bin und glücklich sein sollte, mich um diese leidige Arbeit nicht kümmern zu müssen, aber …

In diesem Moment kostet es Energie, mein Ego zu ermuntern, es einfach mal gut sein zu lassen. Seine Arbeit und meinen Ärger. Beides darf jetzt sein, aber meinen Ärger sollte ich nicht an ihm auslassen.

Ich komme ins Nachdenken. «Lass es gut sein» – das hat wohl eine doppelte Bedeutung in der Beziehung. Ich lasse meine Vorstellungen los, reite nicht auf meinen unausgesprochenen Erwartungen herum. Mantraartig sage ich mir vor, was sich schon manchmal bewährt hat. «Lass es gut sein.» Aber da ist noch eine zweite Ebene: «Lass es einfach mal GUT sein.» Es ist GUT so, wie es ist. Es ist gut, dass wir unterschiedliche Vorlieben und Bedürfnisse haben. Mal profitiere ich, mal er. Ich nehme mir vor, in den nächsten Tagen dem GUTEN, das sich in unseren kleineren und grösseren Bedürfniskollisionen zeigt, auf die Spur zu kommen.

PS: Frisch gewaschene Wäsche riecht so gut. Ich liebe das.

Text: Hella und Gregor Sodies