Weihrauch, Gold und Myrrhe für die Gesundheit

Reportage

Weihrauch, Gold und Myrrhe für die Gesundheit

Gesund sein ist nicht selbstverständlich. Das wissen auch die Sternsingerkinder der Pfarrei Dreikönigen Zürich-Enge, die trotz Corona-Beschränkungen unterwegs sind.

Der fünfjährige Benson aus einem Dorf im Südsudan war von einem Mangobaum gefallen. Unter Schmerzen musste er drei Stunden marschieren bis zum Krankenhaus. Diese wahre Geschichte hat die elfjährige Diana aus der Pfarrei Dreikönigen in Zürich-Enge beeindruckt: «Da gibt es Kinder, denen es nicht gut geht, und das Krankenhaus ist so weit weg, dass sie manchmal nicht mal dorthin gelangen, um gepflegt zu werden!» Auch Althéa (12) macht das zu schaffen: «Wenn ich Menschen sehe, die krank sind oder hungern, habe ich ein schlechtes Gefühl.» Darum wollen die Kinder helfen. Möglich ist das durch die Sternsinger-Aktion, die dieses Jahr unter dem Motto «Gesund werden – gesund bleiben» steht. Projekte des Hilfswerkes «missio» für Kinder in Ägypten, Ghana und dem Südsudan werden damit unterstützt – und mit Freude, Segen und Licht für Menschen in der Schweiz verbunden. 

Deshalb schreiten Diana, Althéa und Éva nun als Sternenträgerinnen in die Kirche. Hinter ihnen folgen Isaac, Raúl und Raphael als die drei Könige in prächtig glitzernden Gewändern – und zuletzt Nuria als wunderschöner Engel mit grossen Flügeln. Es fehlen die beiden Hirten – einer ist in Quarantäne, der andere krank. 

Sorgfältig wird die Sternenträgerin eingekleidet. Foto: Manuela Matt

Kranksein macht unglücklich

Die Kinder wissen nur allzu gut, was Gesundheit bedeutet: Auch Isaac (12) war schon in Quarantäne. «Es macht keinen Spass, wenn alle Freunde draussen sind und du musst drin bleiben.» Sie haben aber auch schon Wege gefunden, wie sie einander helfen können. «Wenn ich krank bin, dann ruft mich meine Freundin an und wir treffen uns halt am Handy, dann habe ich trotzdem Spass. Das mache ich auch mit meinen Freundinnen, wenn sie krank sind, oder mit meinen Grosseltern», sagt Althéa. «Wenn man krank ist und es geht einem nicht gut, ist man nicht glücklich», weiss Diana. Wenn dann keine ärztliche Pflege in der Nähe ist, umso schlimmer. 

Mit einem besonderen Segen werden die Sternsingerkinder beim Pfarreigottesdienst am ersten Sonntag im Jahr feierlich ausgesendet.  Am Montag- und Dienstagabend besuchen sie Familien und singen im Quartiertreff. Da sind zum Glück die beiden Hirten bereits wieder dabei, allerdings übernimmt Hirt Raphael die Rolle von König Kaspar, der inzwischen in Quarantäne ist. Natürlich treten die Sternsinger draussen auf, mit Abstand und Maske. «Wenn auch die Menschen Mund und Nase nicht sehen, eure Augen sehen sie. Und diese können leuchten und Freude ausstrahlen», ermuntert Katechetin Rossella Dinkelmann. 

Seit September läuft das Projekt Sternsinger. Dinkelmann musste es laufend auf neue Corona-Regeln anpassen, alles mit den Pfarreiverantwortlichen absprechen, Schutzkonzepte erstellen, mit zahllosen Briefen Eltern und Kinder informieren. «Mir war es wichtig, dass wir trotz aller Schwierigkeiten auch dieses Jahr unterwegs sind. Es stärkt die Kinder, wenn sie aktiv etwas tun können für andere – das tut ihrer eigenen Gesundheit gut», ist sie überzeugt. Und in einer Dreikönigspfarrei muss doch das Sternsingen, wo Kinder als die drei Könige unterwegs sind, stattfinden! Zumal die Pfarrei 2021 noch ihr 70-Jahr-Jubiläum gefeiert hat. «Zum Glück konnte wenigstens der Festgottesdienst mit Bischof Bonnemain stattfinden», sagt der Pfarrer, Pater Julius Zihlmann. Andere Festivitäten werden 2022 stattfinden, wie die Reise nach Köln zum Schrein der Heiligen Drei Könige. 

Feierliche Stimmung unterwegs. Foto: Manuela Matt

Ein Stückli Glück weitergeben

Mit viel Begeisterung hat sich nicht nur Rossella Dinkelmann für die Sternsinger eingesetzt: Hauswart Robert Miljkovi konzipierte die Sterne, die mit echten, batteriebetriebenen Lämpchen funkeln. Mehrere Personen kümmerten sich um die prächtigen Kostüme. Eine Tochter von Rossella Dinkelmann wurde stundenweise zur Unterstützung des Projektes angestellt, die andere Tochter hilft ehrenamtlich. Und die Katechetin hat einige Religionsstunden dem Thema «Gesund werden – gesund bleiben» gewidmet. Deshalb wissen die Kinder auch so genau, was sie tun und warum: Raúl, am Sonntag König Kaspar, macht mit, «weil ich möchte, dass die Kinder gesund werden». Auch König Melchior (alias Raphael) will Menschen helfen – und «ich finde es auch cool, mit den Kostümen rumzulaufen.» Diana hält mit klarer Stimme fest: «Wir haben hier ziemlich viel Glück: wenn wir uns verletzen, können wir ins Spital gehen und werden behandelt. Aber es gibt Kinder, die haben nicht so viel Glück. Deshalb mache ich mit, damit ich vielleicht ein Stückli von unserem Glück weitergeben kann.»

Am Mittwochmittag schauen die Sternsingerkinder dankbar auf ihre Aktion zurück. Sie konnten 1550.20  Franken für die Projekte von Missio sammeln. Vor allem aber haben sie vielen Menschen Freude und den so nötigen Segen gebracht. Zusammen mit allen Unti-Kindern der Pfarrei und ihren Eltern feiern sie einen Gottesdienst. «Andere Jahre hielten wir mit allen zusammen noch ein fröhliches Mittagessen, wir waren bis zu 100 Personen», sagt Rossella Dinkelmann. Sie ist aber froh, dass die Sternsinger überhaupt unterwegs sein konnten. 

Text: Beatrix Ledergerber