Volksinitiative «Ja zum Tier- und  </span><span>Menschenversuchsverbot»

pro und kontra

Volksinitiative «Ja zum Tier- und  Menschenversuchsverbot»

Zur Abstimmung vom 13. Februar 2022.

Pro: Irene Varga

Kein Tierversuch kann verlässliche Vorhersagen für eine andere Spezies treffen.

Der Tierversuch ist bestes Marketing, solange die Menschen an seinen vermeintlichen Nutzen glauben. Denn Tierversuche schützen den Hersteller vor Haftpflichtforderungen, wenn im Menschenversuch oder am Markt grobe Pannen auftreten. Kein Tierversuch kann verlässliche Vorhersagen für eine andere Spezies treffen. 

Weil der Tierversuch uns eine Sicherheit nur vortäuscht und ineffizient ist, braucht es andere Mittel und Wege. Ein Verbot von Tierversuchen braucht es auch, weil der Tierversuch den Tieren Übergriffe bringt und vielen Tieren ein trostloses bis höllisch gepeinigtes Dasein bereitet. Mit Zeit- und Mitteleinsatz in konsequenter, tierversuchsfreier Forschung wären wir erheblich weiter bezüglich unseres Wissens rund um Natur, Leben und Krankheiten und einen sinnvollen Umgang damit. 

Menschenversuche sind schlechte Wissenschaft. Probanden und Patientinnen werden heute entweder einer Substanz ausgesetzt, die schlecht erforscht ist und sich später als markt-unfähig erweist, oder einer Substanz, die ersetzt werden sollte, weil sie zu wenig wirksam und/oder zu riskant ist. Oder die Patienten 
bekommen nur eine Scheinbehandlung. Alles in der Art und Weise und Dosierung des Studienprotokolls, statt so, wie es für den einzelnen Patienten am nützlichsten wäre. 

In die gute Zukunft gibt es nur einen geraden Weg: Tierversuche ersatzlos streichen, Menschenversuche ersetzen mit art- und individuumsgerechten Modellsystemen, virtuellen Patienten und unter Einsatz allen Wissens und Könnens, mit interdisziplinärem gutem Austausch und steten Verbesserungen in der Forschung. 


Kontra: Martina Munz

Nein zum radikalen Tierversuchsverbot: das Ziel wird verfehlt.

Durch die Initiative sollte unnötiges Tierleid vermieden werden. Leider wird dieses Ziel verfehlt. Durch das radikale Tierversuchsverbot würden Tierversuche nicht einfach verschwinden, sie würden ins Ausland verlagert, wo die Schweiz keinerlei Einfluss auf Tierschutzstandards hat. Unser Forschungsstandort würde geschwächt und damit die Umstellung auf Ersatzmethoden erschwert. Der Bund betreibt heute bereits ein Zentrum für Ersatzmethoden gemeinsam mit Pharmafirmen. Dort werden Prüfmethoden entwickelt, die ohne Tierversuche auskommen. Der Umbau auf tierfreie Methoden mit wissenschaftlicher Aussagekraft braucht Zeit und muss zusammen mit der Forschung erfolgen. 

Obwohl der Tierschutzstandard in der Schweiz hoch ist, besteht im Versuchswesen Handlungsbedarf. Schweizer Tierschutznormen gelten nämlich für Labortiere nicht, und zwar aus wirtschaftlichen Gründen. Das ist störend. Zudem haben Tierversuche, bei welchen die Tiere stark leiden, meist keine wissenschaftliche Aussagekraft. Sie sind unnötig und könnten vermieden werden. Die Initiative geht diese Missstände nicht an.

Durch die Initiative würde auch die Einfuhr von Medikamenten verboten, die mit Tierversuchen getestet wurden. Dieses Handelsverbot hätte schwerwiegende Konsequenzen für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Der Zugang zu den neuesten Behandlungen von Krebs würde so verunmöglicht. Viele Heilmittel würden verteuert oder wären in der Schweiz nicht mehr zugänglich. 

Die Initiative ist weder im Interesse der Bevölkerung noch im Interesse des Tierwohls. Deshalb Nein zur radikalen Menschen- und Tierversuchsinitiative.