Der Weg geht weiter

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Der Weg geht weiter

Der Synodale Weg in Deutschland fordert die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern und eine Aktualisierung der Sexualmoral.

Am 4. Februar haben die Teilnehmenden am Reformdialog zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland in Erster Lesung über einen Grundtext zur Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche beraten. In diesem wird betont: «Nicht die Teilhabe von Frauen an allen kirchlichen Diensten und Ämtern ist begründungspflichtig, sondern der Ausschluss von Frauen vom sakramentalen Amt.»

Für den Ausschluss von Frauen aus der Verkündigung gebe es «keine klare Traditionslinie». Es wird eine «grundlegende Befragung und Veränderung der herrschenden Strukturen und Machtverhältnisse» gefordert.

In der Debatte über die Vorlage hoben Befürworterinnen und Befürworter hervor, der Text korrigiere ein überkommenes Geschlechterverständnis in der Kirche sowie eine Diskriminierung und Ausgrenzung von Frauen. Kritiker monierten, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu stark nivelliert würden, räumten aber ein hohes Reflexionsniveau des Textes ein.

Am 5. Februar wurden zwei Papiere zur Sexualmoral beraten. Einer der beiden sogenannten Handlungstexte empfiehlt dem Papst, eine «lehramtliche Präzisierung und Neubewertung der Homosexualität» vorzunehmen. Ausgelebte gleichgeschlechtliche Sexualität sei keine Sünde und «ist nicht als in sich schlecht zu beurteilen», so das Papier.

Der zweite Handlungstext empfiehlt dem Papst eine Weiterentwicklung des Verständnisses von «ehelicher Liebe» im Katechismus, unter anderem mit Blick auf Empfängnisverhütung, die nach offizieller katholischer Lehre nur sehr eingeschränkt erlaubt ist. «Dass die Zeugung eines Kindes niemals als Unglück bewertet werden muss und darf, bleibt der hohe Wert, den die Kirche aus ihrem Menschenbild heraus vertritt, auch wenn sie keine Festlegung auf bestimmte Methoden der Empfängnisverhütung verlangt», heisst es in dem Reformtext.

In einer lebhaften, aber sachlichen Debatte wurde mehrfach die Meinung geäussert, dass die geltende katholische Sexualmoral kaum mehr etwas mit der Lebensrealität vieler Katholiken zu tun habe. Kritisiert wurde, dass sie zu sehr eingreife in das Zusammenleben von Paaren und zu stark auf Sex fixiert sei. Konservativere Kritiker warnten davor, die bestehende Lehre völlig zu entwerten. Mehrere Bischöfe warnten vor einem Bruch mit der kirchlichen Lehre.

Alle drei Papiere wurden schliesslich als Arbeitsgrundlage zur weiteren Bearbeitung in die zuständigen «Foren» des Synodalen Wegs überwiesen.

Text: Thomas Binotto