«Hä?»

Zusammen unterwegs? – Synodalität (Beitrag 4/6)

«Hä?»

... sagt meine Frau, «worüber schreibst du im forum?» «Synodalität», wiederhole ich. 

«In Synoden setzen sich die Versammelten im Licht des Wortes Gottes und im Hören auf den Heiligen Geist mit den Fragen der Lehre, der Liturgie und des Kirchenrecht, sowie mit pastoralen Fragen der Zeit auseinander. Synodalität ist also eine Art sich bewährt habende Kirchen-Entwicklungs-Kultur», lese ich meiner Frau von einem Blog vor.

«Hä?» «Okay, anders: Wir zwei finden, unsere Kinder sollen ein Musikinstrument lernen. Bei unserem Ältesten steht eine – mit seinem ersten verdienten Geld erstandene – Gitarre im Zimmer. Und verstaubt. Bei unserer Jüngsten ist der Funke übergesprungen. Sie übt zwar kaum, geht aber immer montags in den Unterricht; sie schreibt Lieder, und sie singt wunderbar, begleitet sich mit der Gitarre und verschickt hin und wieder ein solches Lied in den Familien-Chat und berührt uns. Und der Mittlere – hmmm – was ‹chifleten› wir schon, weil wir fanden, er soll sich jetzt für ein Instrument entscheiden. Er verbringt viel Zeit am Computer und produziert da Beats, Musikstücke, die er geduldig und konzentriert übereinandermischt. ‹Ist das nicht auch Musik- machen?›, fragen wir uns.» 

Ich frage meine Frau: «Erinnerst du dich an die Abendessen und die Diskussionen? An mein Zuhören, Dich-verstehen-Versuchen, wenn du mir erklärtest, wie gut Musikmachen für die Entwicklung ist; erinnerst du dich an dein Zuhören, wenn ich dir schilderte, wie ich als Kind sieben Jahre für teures Geld in den Klavierunterricht ging und jedes Mal hoffte, dass meine Lehrerin vielleicht mal erkältet ist oder sonst verhindert und die Lektion, auf die hin ich nicht geübt habe, ausfallen möge? Und dass ich diese Erfahrung eigentlich meine Kinder nicht unbedingt auch machen lassen will? Unsere Gespräche sind Synoden. Unsere Paar- und Familienkultur Synodalität.»

«Und wo ist das Licht des Wortes Gottes?», fragt meine Frau. «Was ist mit unserer Liebe, unserem Zuhören?», frage ich zurück, «mit unserer Geduld, unserem Seufzen, unserer Fähigkeit, zu streiten und zu vergeben? Wenn das nicht geronnenes, verdichtetes und gelebtes Wort Gottes ist!» «Und hören wir auf den – was sagtest du – Heiligen Geist? In unserer Znachttisch-Synodalität?»

«Ich spüre schon Kraft – also Geist – in unseren Diskussionen und Entscheidungsfindungen; die Wucht; die Temperamente; die Stille. Ich erinnere mich, als einmal unser Ältester in so einer Synode uns geistvoll kritisierte: ‹Was diskutieren wir hier? Am Ende entscheidet ihr eh selbst.› Das war in den Anfängen unserer Synoden. Inzwischen haben wir gelernt – im familiären Licht des ‹Wortes Gottes› und durch den ‹Heiligen Geist› –, dass etwa Musikmachen vielfältiger ist, als wir anfangs glaubten.»

Die Bischöfe in Rom werden es an ihrer Synode 2023 komplizierter haben als wir am Znachttisch. Es sind mehr als eine Milliarde Katholikinnen und Katholiken am synodalen Tisch. Und es geht nicht um Computer-Beats und verstaubte Gitarren und was nun ein Musikinstrument ist oder nicht. Aber lernen und entwickeln tun wir uns alle. Dank Synoden im Kleinen und im Grossen. «Hä?»

Text: Mathias Burkart