…und es geht doch: Klare Worte

Editorial

…und es geht doch: Klare Worte

Am letzten Wochenende habe ich am Kiosk die «Bunte» gekauft. Dieses Magazin voll von Herzschmerz des Hochadels.

Inmitten dieser Schmonzetten ein Interview mit Bischof Georg Bätzing, dem Präsidenten der Deutschen Bischofskonferenz.

Die Fragen kannte ich alle: verheiratete Priester, Homosexualität, Weihe für Frauen, Scheidung. Aber der Boulevard verträgt kein Geschwurbel, deshalb sind die Antworten Bätzings genauso gradlinig wie die Fragen. – Wie steht er beispielsweise zur Wiederverheiratung von Geschiedenen? – «Scheitern kann es immer geben. Und dann muss Neuanfang möglich sein. Wir sollten den Menschen dabei beistehen und ihnen nicht wie in der Vergangenheit Gewissensbisse bereiten. Dafür muss ich mich im Namen der Kirche entschuldigen. Ich bin sicher: Gott gönnt jedem einen neuen Anfang.»

Es sind viele Ja-Botschaften, die Bätzing in diesem Gespräch sendet: Ja zu verheirateten Priestern, Ja zu Frauen im Weiheamt, Ja zu homosexuellen Partnerschaften. Auf den Punkt gebracht: Ein grosses JA zu einer Kirche, in der Vertrauen, Ermutigung und Freude den Ton angeben. Diese Klarheit ist immer noch viel zu selten. Sie ist aber dringend notwendig!

Wenn ich einen Menschen frage, ob er mich liebt, dann erwarte ich nicht gewundene Wenn und Abers. Ich erwarte ein ehrliches Ja oder Nein. Es ist die Basis für all die Wenn und Abers, die danach unweigerlich auftauchen werden. Deshalb erwarte ich von unseren Bischöfen – auch von Joseph Maria Bonnemain: Gebt endlich Antworten, die man auch in der «Bunten» abdrucken könnte! Wenn ihr es nicht tut, wird es kein Zusammenraufen in guten wie in schweren Zeiten geben.


Leserbriefe

So unwahrscheinlich das in manchen Ohren klingen mag, so glaubwürdig sind die Marienerscheinungen der «Frau aller Völker», die sich Ende der 50er-Jahre in Amsterdam ganz konkret zum Zölibat äusserte: «Der Zölibat ist noch immer die grosse Kraft der Kirche! Es gibt solche, die das anders wollen. Nur in seltenen Ausnahmen. Sage dies!» Und ein Jahr später sagte Maria zum selben Thema: «Sage, dass der Zölibat von innen her in Gefahr ist! Aber der Heilige Vater soll trotz allem daran festhalten.» Vermögen wir in unserer lautstarken Welt diese eindringliche Stimme des Himmels noch zu vernehmen? Die Königin der Propheten selbst spricht in unsere Zeiten hinein. Machen wir es uns nicht zu einfach, dies mit einer Handbewegung als Un- oder Halbwahrheiten abzutun, um unseren eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen Rechnung zu tragen?

Claudia Igler  Richterswil

 

Vielen Dank an Thomas Binotto! Ihr mutiges Editorial im forum Nr. 6 freut mich sehr. Ich gehöre auch zu den «gescheiterten Personen», die von der Kirche mit Gewissensbissen bedient wurden. Die Zeit für Geschwurbel ist eigentlich schon länger vorbei. Antworten zu den hängigen Fragen sind dringend. Antworten, die notabene auch in der «Bunten» abgedruckt werden können: «Liebe Bischöfe, tut in Gottes Namen etwas Mutiges!» Noch zahle ich brav die Kirchensteuer und ich gedenke, dies auch bis ans Ende meiner Tage zu tun. Grund: grosse Wertschätzung für die Seelsorger der «St.-Niklaus-Pfarrei» Hombrechtikon.

Alois Bischofberger  Hombrechtikon

Text: Thomas Binotto