Patenkind 2.0

Leben in Beziehung

Patenkind 2.0

2 und 26 Jahren alt. Die meisten von ihnen waren oder sind mehr oder weniger regelmässige Übernachtungsgäste bei uns. Sie schenken uns die Freude, ohne selbst Kinder zu haben, junge Menschen auf ihrem Lebensweg begleiten zu dürfen.

Kürzlich meldete sich die 16-Jährige, die gut 100 km von uns entfernt lebt und schon länger aus der Zeit der Übernachtungsbesuche mit Ausflügen, Zoobesuchen und Co. rausgewachsen ist, per WhatsApp bei Gregor, ihrem Götti. Sie sei bald für zwei Tage bei uns in der Gegend, um Freunde zu besuchen, ob wir uns nicht zum Mittagessen oder Ähnlichem treffen wollten. Hei, da schlug das Patenherz sofort freudig-geschmeichelt aus: «Aber sicher doch!»

Dann ein Impuls – die Schreiberin kickte den Götti an. Der schickte ein weiteres WhatsApp: «Möchtest du bei uns übernachten?» Das postwendend kommende «Perfekt!» war Balsam auf die Seele von uns «Alten».

Tatsächlich kam es aber noch besser: Am Anreisetag der jungen Dame musste die Verfasserin dieser Zeilen, die durch äussere Umstände gezwungen selbst ungeplant kurzfristig abwesend war, zunächst über eine weitere Nachricht des Göttis breit grinsen. «… bis aufs Arbeitszimmer überall Staub gewischt, gesaugt, Bäder gemacht. Sie kann kommen.» Wofür so Besuche alles gut sind!

Der nächste Kontakt per Telefon viele Stunden später am Abend offenbarte dann einen glücklich-perplexen Götti: Das sonst äusserst aktive Patenkind hatte keine Unternehmungen für den Tag geplant. Freunde treffen? Nö. Götti und Gottenmeitli hatten gemeinsam Pizza gebacken, gegessen, gespielt, Anne Frank auf Netflix geschaut und «so gute Gespräche geführt».

Da wurde die Schreiberin prompt ein wenig traurig, selbst nicht dabei gewesen zu sein. Endgültig gerührt war sie jedoch, als sie nach Hause kam und im Gästebucheintrag der Jugendlichen u. a. den Dank für die leckere Pizza mit «etwas zu viel Chili und Tomatenpfeffer» und die «guten Gespräche» las. Wie schön, dass diese Erfahrung wechselseitig war.

Irgendwas – was genau mag es gewesen sein? – haben wir offenbar «richtig» gemacht. Die Patenkindbeziehung scheint jedenfalls auf ein neues Level gehoben. Wir hoffen auf Wiederholung und dass uns das bei unseren jüngeren Patenkindern, allesamt Jungs, genauso glückt. Vielleicht ist die Schreiberin dann diejenige, die in den Genuss der «guten Gespräche» kommt. Schön wär’s!

Text: Hella und Gregor Sodies