Die Welt zum Positiven verändern

Editorial

Die Welt zum Positiven verändern

Uralte Gesänge in der Sprache Jesu erfüllen die Zürcher Kirche St. Peter und Paul.

Die Melodie schwillt an und wird wieder leiser, die kleine Gruppe syrisch-orthodoxer Christinnen und Christen singt auf Aramäisch, in der Sprache Jesu. Auch altgriechische, koptische und tigrinische, archaisch anmutende Gesänge erklingen, dann mächtige mehrstimmige Kirchenlieder der Chöre der russisch-orthodoxen und der serbisch-orthodoxen Kirchgemeinden. Sie alle – aus dreizehn Kirchgemeinden des Verbandes Orthodoxer Kirchen im Kanton Zürich – singen am 15. Mai «Österliche Hymnik». Ihre Lieder berühren und verbinden mich mit ihren Wurzeln in Ländern, wo vielerorts Kriege und Krisen herrschen. Die Kollekte ist denn auch für die Kriegsopfer in der Ukraine bestimmt. «Der Glaube an den Auferstandenen führt dazu, die Welt zum Positiven zu verändern», sagt der Gastgeber, Pfarrer René Berchtold, in seiner Begrüssung. 

Die Welt positiv verändern … mein Glaube daran bekommt gerade ziemliche Risse. Denn während die Gesänge mich erfüllen, gehen meine Gedanken in die Kriegsgebiete und in Konfliktsituationen, die es auch von Mensch zu Mensch, im nächsten Umfeld gibt. Und doch berührt mich die innere Begeisterung, die alle Sängerinnen und Sänger hier beseelt. Und beim Stichwort Begeisterung denke ich spontan an den Jubla Trubla Grossanlass an Pfingsten. Zusammen mit meiner Familie bin auch ich hier engagiert, um mitzuhelfen, dass über 1000 Kinder und Jugendliche von Jungwacht Blauring ein Wochenende voller Begeisterung und Lebensfreude erfahren und Freunde fürs Leben gewinnen. Und ich empfinde das Paradox: Wie geht ein Wochenende voller Freude und Begeisterung – mit Workshops, Liedern am Lagerfeuer und Zirkus-Aufführungen – mit Krieg und Leid zusammen? 

«Christus ist auferstanden», ruft der Vorsänger nach jedem Lied in St. Peter und Paul. «Er ist wahrhaft auferstanden», antworten die Gläubigen. Die Welt zum Positiven verändern ... beginnt vielleicht mit Erlebnissen von Freude und Begeisterung, wo wir uns als Teil eines grossen Ganzen erleben, und wo unser kleiner Beitrag wertgeschätzt und wichtig ist? Wie die Sängerinnen und Sänger dieser so unterschiedlichen orthodoxen Gemeinden, wie die Kinder, die aus dem ganzen Kanton Zürich zusammenkommen für ein Fest der Freude und Gemeinschaft. 

Text: Beatrix Ledergerber