Benjamin Forster

Porträt

Benjamin Forster

Solopauke: Wo es auf jeden Paukenschlag ankommt.

Der Weg ins Orchester ist ein hartes Ausscheidungsrennen. Auf jede offene Stelle bewerben sich zwischen 200 und 400 Musikerinnen und Musiker. Ungefähr 30 davon werden zum Vorspiel eingeladen. Damit ausschliesslich die musikalischen Qualitäten hörbar werden, spielen sie hinter einem Vorhang. Und nur eine Handvoll darf zur zweiten Runde auf offener Bühne antreten.

Benjamin Forster hat es vor 16 Jahren sogar bis ins Orchester geschafft. Nun sitzt er ganz entspannt im Keller der Tonhalle umgeben von Schlagwerk aller Art. Der Übungsraum der Schlagzeuger ist fensterlos, schmucklos, funktional – und doch heimelig, ganz wie es sich für einen Schlagzeugkeller gehört. Der Druck, den Forster damals beim Vorspielen gespürt hat, dieser Druck ist allerdings immer noch da: «Auf der Bühne muss es jede und jeder von uns hinkriegen, sich durch nichts ablenken zu lassen, all seine Gedanken zu bündeln und den Fokus vollständig auf die Musik zu legen. Da ist gegenseitiges Vertrauen extrem wichtig. Und deshalb kommt der grösste Druck für mich gar nicht aus dem Publikum, sondern von meinen Kolleginnen und Kollegen. Ich will sie nicht hängen lassen. Und mich natürlich auch nicht vor ihnen blamieren.»

Gute Musik berührt mich emotional und seelisch. Ob es ein Popsong ist, ein Jazz-Standard, eine Sinfonie oder eine Oper, das spielt keine Rolle.

Benjamin Forster

Im Glücksfall geschieht Folgendes: «Das Orchester kommt in einen Flow. Niemand spielt sich in den Vordergrund. Es erklingt nur noch Musik.» Zu diesen Momenten leistet auch das Publikum seinen Beitrag: «Im Lockdown hatten wir Kameras statt Publikum. Die Konzerte, die wir da gestreamt haben, waren zwar eine intensive Erfahrung, aber danach fühlte ich mich jeweils seltsam leer. Es fehlte die Reaktion der Zuhörerinnen und Zuhörer.»

Text: Thomas Binotto