Ute Grewel

Porträt

Ute Grewel

Kontrabass: Wo das Orchester sein Fundament hat.

Nikolaus Harnoncourt hat sie vor 31 Jahren nach Zürich gelockt. Und gerne hätte sie unter seiner Leitung musiziert. Harnoncourt arbeitete jedoch für das Opernhaus und Ute Grewel landete beim Tonhalle-Orchester. Dort wurde sie Teil eines Generationenwechsels. Mit ihr zusammen begannen viele andere junge Musikerinnen und Musiker. Und ein neuer Chefdirigent, der das Orchester in die internationale Spitze führen sollte. Immer noch spürt man ihre tiefe Dankbarkeit für das, was David Zinman von 1995 bis 2014 für das Orchester geleistet hat.

Bassisten sind offenbar nicht nur im Jazz und im Rock die Coolen. Auch Ute Grewel strahlt souveräne Gelassenheit aus. Es passt, dass sie beim Musizieren fast schon lässig ihr Instrument umarmt. Das Stehen ist allerdings nicht die grösste physische Belastung: «Wenn ein Stück sehr laut ist, wird mein Gehör ziemlich arg strapaziert. Dann könnte ich manchmal ein paar Tage Ruhe gut gebrauchen. Aber etwas ins Ohr stopfen mag ich auch nicht, weil ich mich dann selbst nicht mehr höre.»

Die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums ist ein Geschenk. Man geht ein Wegstück gemeinsam.

Ute Grewel

Ute Grewel mag es, wenn Dirigenten und Dirigentinnen ein klares Konzept haben und gleichzeitig sehr offen sind. Selbst wenn es zum x-ten Mal Beethoven sein soll, freut sie sich auf die neuen Zugänge, die es zu entdecken gilt. Bogentechnisch sei Beethoven ohnehin extrem anspruchsvoll. 

Ute Grewel ist überzeugt: «Der Weg zu einer überzeugenden Interpretation führt nur über die gemeinsame Wahrnehmung. Paavo Järvi lässt nicht schnell locker, aber er beharrt auch nicht auf jedem Detail. Wichtig ist ihm, dass wir in jedem Moment präsent und flexibel sind. Und wenn wir ihm vertrauen, dann folgen wir ihm auch ins Unvorhersehbare und Riskante.»

Text: Thomas Binotto