Jubla Trubla

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Jubla Trubla

Bald werden in den Sommerlagern wieder Zelte aufgestellt – aber keins so gross wie jenes im Jubla-Trubla-Pfingstlager in Andelfingen.

«Tschieiei, Tscheiei, Tschieiei, oh – Züri, henders scho vernoh?...» – der Jubla-Trubla-Song tönt aus den Lautsprechern im Saal der Pfarrei Herz Jesu Wiedikon. In Endlos-Schlaufen ziehen Fotos vom kantonalen Jungwacht-Blauring-Anlass über die Leinwand:  vom grossen Geländegame, dem «Tschieiei»-Rekord mit 1000 in mehreren Kreisen tanzenden Kindern, vom Singen am Lagerfeuer, von der Zirkusvorführung oder dem Konzert von Laurent & Max, dem Pfützenspringen der Kinder im Platzregen oder von der Abendparty der Leiterinnen und Leiter. Die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer und das junge Organisationsteam des Grossanlasses schwelgen in Erinnerungen, geniessen Apéro-Häppchen, Lasagne und ein üppiges Dessertbuffet, zu einem Freundschaftspreis offeriert vom Johanneum-Küchenteam der Pfarrei. 

Vor zwei Jahren sah alles anders aus: Wegen Corona konnte der kurz bevorstehende, in vielen ehrenamtlichen Stunden vorbereitete Anlass nicht stattfinden. Es war nicht klar, ob und wer vom Organisationsteam dabei bleibt, da junge Menschen in diesem Alter im Ausland studieren, sich beruflich verändern, Kinder bekommen oder aus sonst einem Grund ein derart grosses Engagement nicht mehr stemmen können. Aber Aufgeben war keine Option. Wie der Song sagt: «Keis Ziel isch z’wiit, kei Hürde zgross. Wemmer will, denn eifach los ...» 


Zwei Tonnen Nahrung

So kam es, dass im Ressort «Gastro» im Laufe der beiden Jahre zweimal die verantwortliche Person ihr Amt abgeben musste. Patrick Stejskal ist daher erst Mitte März 2022 zum OK gestossen. «Als Feldweibel habe ich vom Militär her Erfahrung mit Organisation und Stress-Momenten», sagt der junge Mann mit verschmitzten Augen, den Haaren zum Schwänzchen zusammengebunden. Der 23-jährige Aviatik-Student hat mit seinem Team dafür gesorgt,  dass über 1000 Leute drei Tage zu essen hatten. «Wir haben zwei bis drei Tonnen Nahrung bestellt», sagt er. Gekocht hat zum Glück der Zivilschutz, der in Andelfingen sein Ausbildungszentrum hat. «Jedoch beim Berechnen der Portionen konnten sie sich nicht vorstellen, wie viel ein Kind isst, wenn es den ganzen Tag draussen herumrennt.» So kam es, dass er seine Kollegen vom Ressort Logistik mehr als einmal zum Flughafen schickte, wo über Pfingsten Geschäfte offen waren, um Nahrungs-Nachschub zu holen. 

Die meisten Helferinnen und Helfer benötigte das Ressort Animation. 50 verschiedene Workshops, Ateliers oder Spiel-Stationen mussten betreut werden. Als Erstes hätten sie nach einem coolen Namen gesucht, erzählt die 28-jährige Kindergärtnerin Tamara Cerda. Der war bald gefunden: «Täts». Wo diese «Tätigkeiten» stattfanden, war im Programm-Büchlein zu lesen, das jedem Kind mit den wichtigsten Infos um den Hals gehängt wurde. Tamara erinnert sich an Planungstage, an denen alle vom Organisations-Komitee sämtliche Bekannten durchtelefoniert und gefragt haben, ob sie irgendetwas anbieten könnten. «Das war zeitaufwändig und wir haben gezittert, ob wir all die Täts hinkriegen. Nun diese Vielfalt und die begeisterten Kinder zu sehen, war grossartig», freut sie sich.

Lastwagenführer gesucht

Einen Schreckmoment erlebten Christian Suter und seine Kollegen im Ressort Logistik, als drei Tage vor dem Anlass nur ein Drittel der vorgesehenen Signalisationen geliefert wurde – und die nachbestellten Wegweiser im letzten Moment zwar ankamen, aber nur einseitig statt beidseitig bedruckt. Christian Suter, der als Anlagespezialist auf einer Bank arbeitet, erlebte in dem Moment das Jubla-Improvisationstalent: «Alle im Team waren mit Ideen zur Stelle, nicht alles war durchführbar, aber schlussendlich waren alle wichtigen Orte – WC, Info-Punkt, Sanität, Schlafzelte, Turnhalle – gut sichtbar gekennzeichnet.» 

Nicht nur die Signalisation, auch alles Zubehör für die Täts, Essen, die Teile der Solardusche, Material für den Kinderzirkus, Blasios, Disco-Kugel fürs Leitenden-Fest: alles musste rechtzeitig irgendwo geholt, transportiert, abgeladen und gelagert werden – und für den Aufbau auf dem Platz bereit sein. Da konnte der Software-Entwickler Sven Arnold seine Stärken in Planung und Organisation voll ausleben. «Niemand von uns hatte allerdings den Lastwagen-Fahrausweis – und das brauchten wir. So mussten wir hoffen, dass sich Helfende melden, die grosse Fahrzeuge lenken können.» Auf dem Platz fuhr dann ein professionell geführter Gablerstapler ebenso herum wie E-Bikes mit grossen Anhängern, die alles von A nach B führten.  


Ein Zelt für 1000 Leute

Nie vergessen wird Silvan Steiger, im Jubla Trubla für die Infrastruktur zuständig, das grosse Hauptzelt, «mein Baby», wie der junge Ingenieur sagt. «Wir bauen in jedem Lager ein Sarasani-Zelt, aber dieses hier sollte Platz für tausend Leute bieten – so was gab es noch nie.» Es brauchte zwei 18 Meter hohe, tonnenschwere Baumstämme als Masten, 414 Militärblachen wurden in zwei Tagen zusammengeknüpft und dann per Kran über die Masten gehängt. Unterstützung bekam das Infrastruktur-Team von «Outdoorsolutions», einem Verein aus ehemaligen Jubla-, Pfadi- und Cevi-Leuten, die sich ehrenamtlich auf Lagerbauten spezialisiert haben. Minutiös wurde alles berechnet und dann sorgfältigst mit grossen Maschinen aufgestellt. Keine Angst vor Gewitter, Hagel und Sturm – das ja alles an Pfingsten übers Land fegte? «Ich war sicher, dass die Konstruktion hält», sagt Silvan Steiger. «Aber ich befürchtete, dass bei Sturm sich Blachen lösen könnten und es dann hereinregnet.» Glücklicherweise ist das nicht eingetreten. Vorsichtshalber wurde das Programm auch laufend entsprechend der Gewitter- und Sturmwarnung angepasst. Das hielt die beiden OK-Leitenden Corina Ledergerber und Moritz Ruckstuhl zusätzlich auf Trab. 

Läbenslangi Fründe

Doch nun können die beiden entspannt ihrem ganzen OK und den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern für das Engagement danken. Und sich mit allen Anwesenden über die Rückmeldungen freuen. «Ich bin sowieso schon erfüllt von Jubla-Glück», sagt Lucia Degkwitz, Mitglied im Ressort Kommunikation. «Dass nun noch so viele Medienbeiträge erschienen sind, freut mich umso mehr.» Tamara Cerda erzählt, dass eine Lehrperson dem OK per Mail gedankt habe. Ihr Schüler sei so glücklich und in sich ruhend aus dem Lager zurückgekommen, man habe gemerkt, dass er etwas Besonderes erlebt habe. Muriel Baumer, die im Ressort Fundraising tätig war, schmunzelt: «Wie es aussieht, konnten wir genug Geld eintreiben, so dass dieses Dankes-Essen noch drin lag.» Die 26-Jährige erzählt, sie habe vorher noch nie so etwas gemacht, Fundraising sei schon sehr weit weg von der normalen Jubla-Arbeit: Dossiers zusammenstellen, die Jubla-Freizeitaktivitäten erklären, Stiftungen und Firmen anschreiben ... «Es lief aber gut. Ein grosser Teil kam von der Katholischen Kirche: im Kanton Zürich, der Stadt Zürich, von einzelnen Kirchgemeinden. Das hat uns sehr ermutigt. Auch auf lokale Andelfinger Firmen und viele andere konnten wir zählen.» Was hat die Sponsoren bewegt, Geld lockerzumachen? «Sie haben gesehen, was für ein sinnvolles Freizeitangebot die Jubla bietet, in der Natur, ohne Leistungsdruck, für Kinder aller Kulturen und Hintergründe, ein Erlebnis von Gemeinschaft und Freude, jeden Samstag – und jetzt besonders am Jubla-Trubla-Gross-anlass», ist sie überzeugt. 

Und wieder erklingt der Lagersong: «Keis Ziel isch z’wiit, kei Hürde z gross ...» Nicole, Yaël und Claudio haben ihn komponiert. Beruflich hat Nicole nichts mit Musik zu tun, aber in der Pfarrei Herz Jesu Winterthur, wo sie mit ihrer Blauringschar zu Hause ist, «haben wir immer Musik gemacht», erzählt sie. Zuerst in Gottesdiensten in der Kirche, später hätten sie zusammen mit ihrer damaligen Scharpräses und Pfarrei-Jugendarbeiterin jeweils ganze Musicals auf die Beine gestellt, viele auch gleich selber geschrieben und komponiert. So sei ihr dieser Jubla-Song locker aus der Feder geflossen: «I de Jubla chasch dir sicher si, keis Abentüür zieht a dir verbi. Eimal debi, heisst läbenslangi Fründe ...»  

Text: Beatrix Ledergerber