Klein sind wir – und bedeutend!

Zusammen leben? – Ethik & Ökologie  (5/5)

Klein sind wir – und bedeutend!

Dass es eher «fünf nach zwölf» ist als «fünf vor zwölf», wenn es um unseren Einsatz für die Ökologie geht: ein Allgemeinplatz.

Dass der Klimawandel massgeblich durch uns Menschen verursacht wird: nur von Schwurblern und Verschwörungs-Erzählerinnen bezweifelt. Es ist unbestritten, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt. Als Gesellschaft tun wir gut daran, uns auf zentrale Werte zu besinnen und uns für eine zukunftsfähige Welt einzusetzen. 

Eine Schöpfungsethik brauchen wir aus zwei Gründen. Zum einen aus purem Eigennutz – denn (auch) wir sind die Leidtragenden unserer eigenen Ausbeutung. Wenn wir unsere Lebensgrundlage zerstören, werden wir selbst zunehmend mit extremen Wetterereignissen, globaler Erwärmung, Dürre, einem steigenden Meeresspiegel und Nahrungsmittelknappheit zu kämpfen haben. Damit unsere Kinder und Enkelkinder auch noch eine einigermassen intakte Welt antreffen, sollten wir uns besinnen, sollten wir umkehren und einen anderen Weg einschlagen.

Der andere Grund hat mit unserem jüdisch-christlichen Fundament zu tun und liegt bereits in der Schöpfungsordnung angelegt. Im Schöpfungshymnus aus dem Buch Genesis heisst es: «Gott segnete sie [die Menschen] und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!» Aus «unterwerfen» und «walten» resultiert eine Verantwortung, denn unterwerfen meint nicht ausbeuten und schädigen, sondern beschreibt vielmehr ein Verhältnis, wie der Herr für seinen Knecht verantwortlich ist: im besten Sinne als Fürsorger und Förderer.

Als Menschen stehen wir in der Verantwortung für ein pflegliches und nachhaltiges Handeln. Doch es gibt auch noch eine andere Seite. Wie wir es auch drehen und wenden: Sogar, wenn wir die Erde weiter so gnadenlos ausbeuten wie bisher; auch wenn wir uns mit einer fragwürdigen Moral über einen Teil des Tierreiches – über Schweine, Kühe, Hühner und andere – stellen: Wir werden als Menschheit nicht das Letzte sein, was diese Welt erblickt. Denn wie heisst es im Buch Kohelet, im Ersten Testament? «Das ist alles Windhauch. Eine Generation geht, eine andere kommt. Die Erde steht in Ewigkeit.» Letztendlich ist es wohl genauso überheblich, wenn wir Menschen die Welt «gesund gestalten» wollen wie wenn wir sie gnadenlos ausbeuten. Es ist pure Hybris, die uns selbst überschätzt. Ich für meinen Teil habe mir vorgenommen, tagtäglich ein kleines bisschen demütiger zu werden. 

Das ist wohl eine Ambivalenz, der wir nicht entgehen können: Gott hat, wie es in einem Gebet aus dem 4. Jahrhundert heisst, keine Hände ausser unseren Händen. Wir sind es, die das Gute tun müssen. Doch das alles ist immer auch nichts weiter als Windhauch. 

Text: Daniel Ritter