Schule … und sonst?

Leben in Beziehung

Schule … und sonst?

Buben und Mädchen im Alter von 12 Jahren – sind das noch Kinder oder schon Jugendliche im Übergang zur Pubertät? 

 Jedenfalls steht in diesem Alter ein wichtiger Schulübertritt an. Eine Situation, die viele Eltern, die nur das Beste für ihre Kinder wollen, überfordert – und die betroffenen Kinder noch viel mehr. Muss das denn sein? 

Warum soll das Kind in diesem Alter in eine Schule übertreten, wenn es die Prüfung nur mit intensiver Unterstützung in der Vorbereitung schaffen kann? Das bedeutet Stress für die Eltern, noch mehr Stress für die Kinder.

Warum soll das Kind nach mühsam bestandener Prüfung in einer Schule stecken, wo der Spass an der Schule wegen des Leistungsdrucks auf der Strecke bleibt, wie es im Juni an dieser Stelle zu lesen war? Unser hervorragendes Bildungssystem stellt uns doch so viele Möglichkeiten an verschiedenen Bildungswegen zur Verfügung! 

Warum nicht die Möglichkeit nutzen, nach dem zweiten oder dritten Jahr Sekundarschule ins Kurzgymi überzutreten? Mit 14 oder 15 Jahren sind die Kinder definitiv zu Jugendlichen gereift. Sollte «gereift» der falsche Ausdruck sein, so sind sie doch sicher zu Jugendlichen geworden. Sie können getrost selber entscheiden, ob sie den Anlauf ins Kurz-Gymi nehmen wollen. In diesem Alter bewältigt sie oder er den Prüfungsdruck besser als mit 12 Jahren. Und den Eltern tut es auch gut, können sie sich doch darauf verlassen, dass der Übertritt ins Gymi jetzt wohl eher dem Willen der Jugendlichen entspricht, als dies gleich im Anschluss an die Primarschule der Fall ist. Die Matur am Ende des Kurzgymnasiums ist in allen Teilen gleichwertig wie diejenige nach dem Langzeitgymnasium. 

Und noch viel entscheidender: Die Schweiz verfügt über ein System mit Berufslehren, wie es weltweit einzig-artig ist. In welchem Beruf auch immer eine abgeschlossene Lehre vorgewiesen werden kann – es bleiben schier unbeschränkte Möglichkeiten zur Weiterbildung offen. Abgesehen davon, dass auch der Weg während der Berufslehre bereits die Berufsmatur anbietet. Die Meinung, dass ein Hochschulstudium der Königsweg zu einem erfüllten Leben ist: Fehlanzeige! In unserem Familienbetrieb haben seit der Gründung vor 85 Jahren einige hundert junge Menschen in verschiedenen Berufen ihre Lehre absolviert. Beglückend und eindrücklich ist, was ich da alles erfahren durfte an verschiedenartigsten Lebenswegen anschliessend an die Berufslehre. 

Liebe gestresste Eltern, vergesst nicht, dass zur Persönlichkeitsbildung eurer Kinder auch die Zeit für Hobbys gehört, für Sport, Freundschaften, sogar Herumblödeln. Das ist ebenso wichtig wie reine Schulbildung, die ihnen das meiste ihrer Freizeit auffrisst! 

Text: Hans Jörg Schibli