Ehrlich und selbstkritisch

Schweizer Synodenbericht

Ehrlich und selbstkritisch

Gleichstellung von Frauen, Gewaltentrennung und mehr Transparenz in Leitungsfunktionen sind zentrale Anliegen des Schweizer Synodenberichtes.

Aus unzähligen Gruppengesprächen, Antworten auf Fragebogen, Gebeten, Sitzungen und anderen Formen, aufeinander zu hören und in Worte zu fassen, um was es bei einer «synodalen Kirche» gehen soll, ist eine knappe Synthese von einem Dutzend Seiten entstanden. Verabschiedet wurden dessen Inhalte von der «Synodalen Versammlung Schweiz», die am 30. Mai in Einsiedeln getagt hat. Nach der Schlussredaktion von Eva-Maria Faber  von der Theologischen Hochschule Chur und Philippe Hugo von der Universität Fribourg wurde der Schlussbericht am 15. August von der Schweizer Bischofskonferenz veröffentlicht.


Weiterarbeit

Er wird nun in der kontinentalen Etappe mit entsprechenden Bischofskonferenzen im Frühling weiter bearbeitet. Deren Ergebnisse fliessen dann ein in die Weltbischofssynode im Herbst 2023 unter dem Titel «Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission.»

«Aus der Perspektive einer Beobachterin oder eines Beobachters hinterlässt das Dokument den Eindruck einer sehr ehrlichen und selbstkritischen Beschreibung einer ausserordentlich herausfordernden Gesamtsituation», schreibt die RKZ (Römisch-Katholische Zentralkonferenz) in ihrer Mitteilung zum Schlussbericht. «Da wird weder schöngeredet noch verharmlost: Kaum ein Bereich, wo es ‹rund läuft›. Kaum ein pastorales Feld, in dem auf Erfolge in der Entdeckung des Evangeliums in unserer Welt hingewiesen wird. Zahlreiche Baustellen, die gleichzeitig die Kirche am Ort, Aufgabenfelder der Bischofskonferenz und die Strukturen sowie die Lehre der gesamten Kirche und damit Rom und den Papst betreffen.»


Innerer Widerspruch

So heisst es im Schweizer Synodenbericht unter anderem: «Die verweigerte Gleichstellung von Frauen sowie die Erfahrungen des Ausschlusses von Menschen mit LGBTIAQ*-Identität und wiederverheirateten Geschiedenen werden als innerer Widerspruch zum Glauben und zur Taufe verstanden. Etliche offizielle kirchliche Positionen zur Rolle der Frau in Kirche und Gesellschaft, zu Sexualität und zu Lebensformen werden als abwertend und ausgrenzend wahrgenommen. Die Gläubigen, die an den Synodengesprächen teilgenommen haben, wünschen sich eine pluralitätstolerante und konfliktfähige Kirche, die auch schwierige Dialogprozesse aushält und sich selbst als lernfähig zeigt.» 

Die Bischofskonferenz schreibt dazu in ihrer Mitteilung, Synodalität könne nur gelingen, «wenn der Klerikalismus überwunden wird und sich zunehmend ein Verständnis des Priesteramtes als ein Element entwickelt, das das Leben einer stärker synodal ausgerichteten Kirche fördert.» 


Frauen mit Stimmrecht gefordert

Der Schweizer Synodenbericht ist in drei Hauptbereiche gegliedert: «Erfahrungen während des Synodenprozesses in der Schweiz», «Ergebnisse der Fragebögen und Debatten» und «Perspektiven». Unter Perspektiven ist zu lesen: «Um die Beteiligung des ganzen Volkes Gottes bei synodalen Prozessen und Entscheidungen zu fördern, sollen an den kontinentalen synodalen Versammlungen und bei weltweiten Synoden Frauen und Männer mit Stimmrecht einbezogen werden.» 

Text: bl/pd