«Pizza Margherita?»

Zusammen glauben? – Gottesbilder (Beitrag 5/5)

«Pizza Margherita?»

In der Pizzeria beim Konfirmationsessen meines Göttibuben. Die bereits konfirmierte, ältere Schwester meines Patenkindes sagt: «Ich ha bi minere Konf äs bitz äs schlächts Gwüsse gha ...»

«... Ich glaub irgendwie nöd a Gott.» Kurz herrscht betretenes Schweigen. «A was für en Gott glaubsch du irgendwiä nöd?», frage ich. 

Am einen Tischende entscheidet man sich, anzustossen und über weniger theologische Dinge zu reden. Der Kellner bringt die ersten Pizzas. «Prosciutto?» «Quattro Stagioni?» Das andere Tischende wird ganz unverhofft zur kleinen Sternstunde Religion. «A was für en Gott ich nöd glaube? Ich glaub irgendwiä nöd a sonen Gott im Himmel, wo alles macht und hilft und verhinderet und lenkt und so», sagt die junge Frau. So einen Gott könne sie sich irgendwie nicht vorstellen.

«An so einen Gott glaube ich auch nicht», antwortete ich. «Aber an eine Urkraft allen Lebens; eine Urkraft in und hinter allem, worüber ich staune; hinter allem, was mich erschüttert und betroffen macht; jene Kraft, die ich in meinen Lebenssituationen so konkret erlebe, die mich mal Geborgenheit spüren lässt und die mich dann aber auch überfordert und von mir eine Reaktion auf eine Situation abverlangt. Auf eine solche göttliche Kraft, die mich begleitet, vertraue ich. Ich freue mich darüber, mit meinem Hirn ganz viel zu verstehen und nachvollziehen und erklären zu können; zugleich aber    … weisch … ich masse mir nicht an, mit meinen Hirnwindungen alles zu durchschauen und wahrzunehmen.»

Ja, Gott so zu sehen, sei etwas anderes, warf mein Göttibub ein. So glaube er auch. Seine Schwester entgegnet kritisch: «Aber zu somene Gott chasch ja nöd redä oder bätte.» 

«Da ist mir Jesus von Nazaret ein Rabbi – also ein Meister und Lehrer. Er erlebte in seiner Gottesbeziehung mütterliche und väterliche Liebe, Vergebung und offenbar ganz viel Zutrauen. Und er ermutigte andere dazu, sich auch als skeptische und kritische Erwachsene Gott anzuvertrauen – ähnlich wie ein Kind, das sich seinem Mami, seinem Papi anvertraut. Versteh’ mich bitte nicht falsch. Ich weiss nicht, wie Gott ist, wer er oder sie ist, was Gott ist. Aber ich kann Gott meine Not anvertrauen. Ich hüte mich dabei davor, Gott zu sagen, was zu tun wäre. Das ist wohl nicht nötig. Ich teile mit Gott meine Sorge und meine Freude. Wir können staunen und Dank empfinden. Einfach dafür, dass wir da sind, dass wir leben. Dass wir atmen. Dass unser Herz schlägt; dass wir liebe Menschen um uns haben, Schwieriges durchstehen können; dass wir Fähigkeiten und Ideen haben; dass wir hier miteinander essen und ein interessantes Gespräch führen können. Wie wunderbar ist das! Dafür bin ich unendlich dankbar. Denn das alles mache ich ja nicht selbst. Es fällt mir zu. Und ich habe das Bedürfnis, dafür zu danken – jeden Tag – für so viel Nicht-Selbstverständliches und mir Geschenktes.»

«Hmm. Gott also als Urkraft vo allem Läbe – ganz da i minere Läbessituation –, a diä ich mich mit mine Sorge und mit mim Dank chan wende, ohni ihm aber z säge ‹mach dies, mach das›. Über das Gottesbild dänk ich naa.»

«Pizza Tonno?» «Margherita?»

Text: Mathias Burkart