Editorial

Hoffnung, aber bitte konkret!

Momentan höre ich viele von der Hoffnung reden. In der Hoffnung, sie könnten ebendiese Hoffnung verbreiten, sozusagen andere damit anstecken. 

Gerade im kirchlichen Umfeld. Es hat wohl etwas mit einer Erwartung zu tun: Wofür sonst wäre der eigene Glaube gut – wenn nicht, um in dunkleren Zeiten ein Lichtchen zu sein, das natürlich auch und vor allem den anderen leuchtet?

Manchmal wünschte ich, ich könnte das ebenfalls: einfach von der Hoffnung reden. Es ist auch nicht so, dass ich keine Hoffnung hätte. Nur, sie tut sich momentan schwer mit den Worten. Sie werden mir klein und irgendwie leer, wenn ich sie dem Ernst gewisser Zusammenhänge entgegenrufe. Augenzwinkernde Fröhlichkeit hilft mir da nicht weiter. Und die Worte werden auch nicht stärker, wenn ich sie lauter sage.

Auch in der Bibel finde ich nicht wirklich Vorbilder, die mich motivieren könnten, mein gefühltes Defizit zu überwinden. Welche biblische Gestalt ist schon gerufen, in erster Linie über die Hoffnung zu reden? Der Prophet Jona wird gerufen, den Menschen in der Stadt zu sagen, sie müssten schleunigst ihr Verhalten ändern. Mose und Aaron sollen andere mitnehmen und aus realer Sklaverei führen. Die Apostelin Maria bezeugt, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, weil sie gesehen hat, dass Jesus lebt.

Vielleicht ist Hoffnung ja wie eine Zugabe: Sie kann entstehen. Sie kann erlebbar werden. Dort, wo Menschen Zusammenhänge wahrnehmen, Abhängigkeiten durchschauen – und dann darüber zu reden beginnen. Und dann so zu handeln beginnen, dass es dem Aufbau der Gemeinschaft dient. Oder dem Umbau.

Text: Veronika Jehle