«Zwei Heimaten vereint»

Bericht

«Zwei Heimaten vereint»

Bereits zum 44. Mal pilgerten rund 1000 Jugendliche und Erwachsene der kroatischen Mission nach Einsiedeln. Das Besondere: Die Wallfahrt wird von jungen Erwachsenen organisiert und mitgetragen. 

«Es ist wie ein kroatischer Weltjugendtag – für mich ist diese Wallfahrt ein Highlight, auf das ich mich das ganze Jahr freue», erzählt Ivan Kovačević (27). An diesem verregneten Samstag Ende September füllt sich der Klosterplatz vor dem Kloster Einsiedeln. Zur «gesamtschweizerischen kroatischen Jugendwallfahrt» reisen Gruppen aus der ganzen Schweiz an, begrüssen sich freudig, viele kennen einander offenbar. Im Vortragssaal wartet bereits Frater Marin Karačić, der Gastredner. Der dreissigjährige Franziskaner ist speziell für diesen Anlass aus Bosnien-Herzegowina angereist. In seinem Heimatland und unter den hier versammelten Jugendlichen geniesst er grosse Beliebtheit. Denn sowohl als redegewandter Priester als auch als Musiker, der bereits eigene Lieder geschrieben hat, schafft er es, Herzen zu berühren. Seine Rede befasst sich mit dem Gedanken, wie das Christentum in einer modernen Welt gelebt werden kann. Er erzählt, wie auch zur Zeit Jesu die Gefahr bestand, seine Identität und Einzigartigkeit zu verlieren. Es sei wichtig, zwar in der Welt zu leben, sich aber nicht von ihr beherrschen zu lassen. So ermutigt Frater Marin Karačić die Anwesenden, als verantwortungsvolle Menschen mit Enthusiasmus, Wissen und Liebe die Welt zu einem besseren Ort zu machen und die Kraft der Sakramente als «geistliche Ladegeräte» zu nutzen. 


Junges Fest ohne Altersbeschränkung

Die jährliche gesamtschweizerische Jugendwallfahrt der kroatischen Mission wurde ursprünglich als Familientreffen bezeichnet – denn viele Jugendliche kamen mit ihren Eltern oder junge Eltern im Alter zwischen 20 und 30 Jahren brachten ihre Kinder mit. Die Wallfahrt ist zum Jugendtreffen geworden, da es die jungen Erwachsenen sind, die den überwiegenden Teil des Programms organisieren und durchführen. Die meisten vertreten die zweite und dritte Generation der kroatischen Einwanderinnen und Einwanderer. Niemand soll ausgeschlossen werden, daher gibt es keine Altersbeschränkung. Nach der zweijährigen Corona-Pause freut man sich natürlich auf das diesjährige Wiedersehen. 

Nach den Begrüssungsworten und einer persönlichen Zeit für Fragen, für Gebet oder die Beichte finden sich die Anwesenden wieder auf dem Klosterplatz. Es folgt der erste Hauptprogrammpunkt: der Kreuzweg mit seinen verschiedenen Stationen zum Leiden Christi. Von vielen farbigen Regenschirmen geschützt machen sich die Pilgerinnen und Pilger auf den Themenweg bis hinauf zum St.-Meinrad-Berg mit der grossen Kreuzigungsgruppe. Jede Mission hat eine Station zugeteilt bekommen – die grösseren Gruppen aus Zürich, St. Gallen und Aarau haben sogar zwei. Die Jugendlichen lesen passende Texte in ihrer Muttersprache und animieren die Gesänge, welche die Gruppe beim Hinaufgehen mitsingt, ohne sich vom Regen beeindrucken zu lassen. Von Megafonen begleitet, erklingen die Gesänge der Prozession über ganz Einsiedeln. Die Menschen beten für die Bedürfnisse der Kirche, ihres Volkes, für Frieden in der ganzen Welt, besonders in der Ukraine und an anderen Orten, wo das Leben vieler junger Menschen ausgelöscht wird.


«Die Kirche war übervoll»

Am Abend kommen alle wieder in der Klosterkirche zusammen, es sind so viele, dass zusätzliche Stühle dazu geholt werden müssen. Neben dem Altar wartet bereits der aus rund 40 Personen bestehende Missionsjugendchor auf seinen Einsatz. Es sind Jugendliche aus verschiedenen Missionsstandorten der Schweiz, die die liturgischen Gesänge für diesen Anlass ausgesucht und eingeübt haben. Die Lieder reissen mit, klingen zeitgemäss und werden von Instrumenten wie Gitarre, Keyboard oder Cajón begleitet. 

Abt Urban Federer und der Missionskoordinator Pater Antonio Šakota heissen die Gruppe willkommen. Der Gottesdienst wird von Frater Marin Karačić gefeiert. Ein Teilnehmer sagt: «Dieser Gottesdienst hat mir besonders gefallen: Die Kirche war übervoll und das Zusammensein mit den jungen Leuten aus der ganzen Schweiz hat mich sehr berührt.»


Tanzen und sich integrieren

Ein weiteres Highlight für viele: das Abendprogramm. Es findet im Kulturzentrum «Zwei Raben» statt, das ein paar Gehminuten von der Klosterkirche entfernt ist. Frater Marin Karačić stimmt Lobpreislieder an, die einige Jugendliche mit Instrumenten begleiten. Auch ausserhalb der Wallfahrten werden die Lieder von den Jugendlichen oft in den monatlich stattfindenden Missionsgottesdiensten gesungen. Ein junges Duo fährt fort mit kroatischen Hits, deren bekannte Strophen die Leute an den Tischen mitsingen. Später wird beim traditionellen bosnisch-kroatischen Tanz «Kolo» sogar das Tanzbein geschwungen. 

Auch Marija Coric, eine junge Teilnehmerin, tanzt freudig mit und erzählt im Anschluss an den Abend: «Ich bin das erste Mal hier. Besonders als Zugezogene ist es wundervoll, auf diese Art und Weise in der Landessprache die heilige Messe zu feiern und mit den jungen Menschen in Kontakt zu kommen. Es sind zwei Heimaten vereint – Schweiz und Kroatien.»