Das Lotto mit dem Heil

Zusammen feiern? – Sakramentalität (Beitrag 2/5)

Das Lotto mit dem Heil

Es gibt diesen Ratschlag an Lottospieler, im Gewinnfall niemandem etwas zu erzählen. 

Sonst, so heisst es, würden die Gewinnerinnen und Gewinner unglücklich, weil ihre Freunde und Freundinnen, Verwandten und Bekannten auch etwas vom Geldsegen abhaben möchten, neidisch oder gar bösartig würden. 

Nun spiele ich nicht Lotto, habe mir aber auch schon überlegt, was ich wohl machen würde mit so einer Million Franken oder mit zwei oder drei Millionen. Natürlich wäre ich unglaublich freigiebig und selbstlos – so wie Sie alle bestimmt auch. 

Oder doch nicht? Ein wenig Sicherheit hier, eine Anlagestrategie dort, kluge Investitionen für die Zukunft, bloss keine Verschwendung. Man kann ja nie wissen, was noch kommt. – Das ist dann doch das wahrscheinlichere Szenario. Eine glückliche Gewinnerin kann schnell zur geizigen Buchhalterin mutieren. So sind wir halt, wir Menschen, könnten Sie jetzt einwenden. Und ich erwidere, dass das schon okay ist, solange es um so irdische Dinge geht wie um Lotto. 

Warum aber sind Menschen auch mit dem geizig, was Gott schenkt? Müssen wir das Heil rationieren, weil es sonst irgendwann einmal aufgebraucht wäre? Lässt sich Heil denn überhaupt verwalten? Leider wird derartiges Buchhalterdenken immer wieder laut, gerade wenn es um Sakramente geht: die ja als Heilszeichen eigentlich vom Heil erzählen, ja vielmehr noch die Liebe Gottes spürbar, erlebbar, greifbar machen wollen. Die Frage nach dem Heil, ja die Freude über das Heil gerät aber in den Hintergrund, wenn man meint, es verwalten zu müssen. Wenn über «richtig» oder «falsch» debattiert wird und darüber, welche Aufgabe «die Kirche» habe. Wobei mit «Kirche» dann zumeist die Konfession derjenigen Person gemeint ist, die gerade argumentiert. 

Solche Verwaltungsdiskussionen drehen sich auch aktuell darum, wie und von wem Sakramente gefeiert werden dürfen, damit sie korrekt weitergegeben werden. Übrigens haben sich auch die evangelischen Kirchen lange Zeit gegenseitig vom Abendmahl ausgeschlossen. Erst seit 1973 gibt es die volle «Kanzel- und Tischgemeinschaft» zwischen Reformierten und Lutheraner:innen. Dabei müsste doch beim gemeinsamen Abendmahl die Konfession unerheblich sein, schliesslich schenkt Christus sich selbst in Brot und Wein. Die Menschen, die das Hochgebet sprechen, das Mahl einsetzen, die Gaben segnen und austeilen sind lediglich Gastgeber und Gastgeberinnen – nicht Heilsbuchhalterinnen und Heilsbuchhalter. 

Was nun genau «richtig» ist, werden wir sowieso erst dereinst beim himmlischen Gastmahl erfahren, wenn es keine einzelnen Heilszeichen mehr braucht. Was aber «falsch» ist, das wissen wir im Grunde unseres Herzens schon jetzt: das kleinliche Verwalten und der geizige Umgang mit Gottes überfliessender Gnade. 

Dabei handelt es sich hier doch nicht um einen banalen Lottogewinn, sondern um etwas ganz anderes und viel Grösseres. Ich träume davon, dass wir das Kleinkrämerische hinter uns lassen und grossherzig, voll Freude das verschenken, was wir selbst von Gott geschenkt bekommen. 

Text: Christine Stark