Vertrauen im Zentrum

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Vertrauen im Zentrum

Der «Synodale Weg» in Deutschland hat sein Verständnis von verantwortungsvollen Beziehungen skizziert – auch in Bezug auf das Eheverständnis.

In der vierten Synodalversammlung, die vom 8. bis 10.  September   2022 in Frankfurt am Main stattfand, wurde der Grundtext «Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik» verhandelt. Der Text wurde von 82,82 % der Synodalversammlung angenommen, verfehlte jedoch die notwendige Zweidrittelmehrheit der Bischöfe knapp. 33 Bischöfe (61,11 %) stimmten dem Text zu – 21 Bischöfe lehnten ihn ab.

Die Konsternation nach der Rückweisung war gross – auch unter den Bischöfen, die zugestimmt hatten. Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Präsident der Deutschen Bischofskonferenz, machte jedoch unmissverständlich klar, dass der Grundtext und vor allem seine inhaltliche Ausrichtung nicht vom Tisch sind: «Als Einzelbischof kann ich einen Text, der nicht durchgekommen ist, in meinem Bistum umsetzen.»

Für ein erneuertes Verständnis der Ehe als Sakrament ist Grundlinie 8 zentral. Sie lautet: «Die Ehe ist nach wie vor die meistgewählte Beziehungsform in unserer Gesellschaft. Gerade als christlich gelebte Ehe ist sie weit mehr als eine Geschlechtsgemeinschaft. Als Lebensbund zweier Christ*innen eröffnet sie in ihrer Ausrichtung auf Ausschliesslichkeit und Unbedingtheit eine verlässliche Geborgenheit, weil sie keiner willkürlichen Befristung unterliegt. Sie kann so Vertrauen in eine Zukunft stiften, in der sich Freude und Hoffnung ebenso einstellen können wie Trauer und Angst. Das Vertrauen in das heilende Handeln Gottes schliesst ein schmerzhaftes Scheitern nicht aus. Wohl aber schliesst es das Vertrauen in die Gegenwart eines Gottes ein, der die Lebenswege aller Menschen mit seiner Güte und Obhut begleitet und gerade in aussichtslos erscheinenden Lebenssituationen überraschend neue Chancen des Gelingens aufzeigt. Aus solchem Vertrauen schöpfen auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften, die sich auf das Wagnis eines dauerhaft und verbindlich angelegten gemeinsamen Lebensweges einlassen wollen. Deshalb sollten auch sie sich unter den ausdrücklich von der Kirche zugesprochenen Segen Gottes gestellt sehen können und aus ihm leben dürfen. Aus solchem Vertrauen schöpfen auch gleichgeschlechtliche Paare. Dies gilt ebenso für Menschen, die nach dem Scheitern einer Ehe eine neue Partnerschaft eingehen.»


Leserbriefe

Mutig und zukunftsgerichtet ist dieser forum-Beitrag. Geschildert wird, wie Laura und Andreas Wiederkehr zueinander gefunden haben. Gott nimmt bei ihnen als «Dritter im Bund» einen wichtigen Platz ein, gefestigt im Sakrament der Ehe. Daneben der Bericht über den langjährigen, gemeinsamen Lebensweg von Erwin Carigiet und Martin Schönenberger. Er geschieht mit dem Segen der christkatholischen Kirche. Wann werden wir in unserer Kirche unnötige Hürden abbauen und das Heil allen Menschen zukommen lassen?

Haymo Empl, Winterthur

Es ist eine Zumutung für jeden Katho-liken, der sich den heiligen Glauben der katholischen Kirche zu Herzen nimmt. Im katholischen Glauben, der die Kirche von innen hält und belebt, gilt nicht die menschliche Willkür, sondern der Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes und dem Evangelium Jesu Christi. Mitmenschliche Liebe im Heilsplan Gottes bedeutet, den Menschen zu helfen, den schmalen Weg zum ewigen Heil zu finden, und nicht, sie auf dem breiten Weg zu begleiten und zu unterstützen, der sie ins Verderben führt.

Yvonne Edwards, Esslingen

Unter dem Deckmantel der Liebe wird hier in nicht zu erklärender Art und Weise die geltende Rechtsordnung der röm.-kath. Kirche mit den Füssen getreten. Dort ist explizit festgehalten, dass das Sakrament der Ehe vom röm.-kath. Priester an einen Mann und eine Frau gespendet werden kann, die eine Familie gründen und damit den Bund zur Ehe eingehen möchten. Alles andere in diesem Themenkreis ist kein Sakrament. 

Dem Umstand, dass es gleichgeschlechtliche Paare gibt, trägt der Staat in seiner Gesetzgebung Rechnung. Dass Staaten sehr oft alle elementaren humanen Anstandsbeziehungen in krasser Art und Weise zerstören, und damit unermessliches Leid über die Menschheit bringen, kann in jeder Tageszeitung bis zum Verdruss nachgelesen werden. Es steht der Kirche deshalb gut an, dass sie sich von den gesellschaftlichen Auswüchsen der Staaten klar distanziert und nicht jeder von Aktivisten inszenierten Strömung nachgibt. Ich erwarte, dass ich das Pfarrblatt lesen kann, ohne auf Beiträge zu stossen, deren Geist die Rechtsordnung der röm.-kath. Kirche in Frage stellen. 

Werner Wilhelm Lüchinger, Uitikon

Text: Thomas Binotto