Meine Adventslichter

Editorial

Meine Adventslichter

Es wird Advent – und ich schreibe vom Licht der Hoffnung. Ist das nicht arg naiv?

Die Welt stellt sich düster dar: Krieg – nicht nur in der Ukraine. Umweltkatastrophen – nicht nur in der Vorhersage. Demokratiekrise – nicht nur in den USA. Was haben all dem die schönen Adventsbräuche und erbaulichen Lieder entgegenzusetzen?

Erstens weigere ich mich zu glauben, dass die Welt so schlecht ist, wie sie in all den knalligen Schlagzeilen dargestellt wird. Es gibt keine Sicht, die alles sieht.

Zweitens sind mir in diesem Jahr unzählige Menschen mit Wohlwollen begegnet. Und nicht wenige davon sogar liebevoll. Mein Konto an Zuneigung ist deutlich im Plus. Und unter den Menschen guten Willens bewege ich mich im biederen Mittelfeld.

Drittens verschliesse ich die Augen vor dem Schlimmen nicht. Aber ich glaube unverdrossen daran, dass der Weg zum Besseren über die Wahrnehmung und Verstärkung des Gelungenen führt. Im Potential verbirgt sich die Befreiung.

Und viertens brauche ich bei aller Ernsthaftigkeit und bei allem Realismus auch Momente, in denen ich durchatmen kann. Selbst das «So-tun-als-ob» kann manchmal helfen, eine Ahnung dessen zu erhalten «Was-sein-könnte».

In diesem Sinne wünsche ich mir und Ihnen eine gute, mut-machende und ja, auch eine erbauliche Adventszeit mit allem Drumrum. Damit wir den Schwierigkeiten des Lebens vielleicht ein klein wenig erleuchteter begegnen können.

Text: Thomas Binotto