Adventlich aktiv

Editorial

Adventlich aktiv

«Hoffnung auf eine bessere Welt!», rief Pfarrer Hugo Gehring, als ich ihn nach dem Sinn vom Advent fragte.  

Wir sprachen miteinander anlässlich seiner Pensionierung und er hatte eben von Dingen erzählt, auf die er stolz ist: zum Beispiel die jährliche Adventsaktion in seiner Pfarrei, bei der man sich mit einem Entwicklungsprojekt auseinandersetzt und dafür Spenden sammelt. «Weil Advent nicht einfach nur heisst, eine Kerze anzuzünden und zu denken, bald kommt Weihnachten.» 

Adventlich hoffen = Augen auf? Also gut.

Hinein in ein aktuelles Beispiel: «cfd», die feministische Friedensorganisation, erreicht mich dieser Tage mit ihrer Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen». Kernaussage: «Jede zweite Woche wird in der Schweiz eine Frau getötet beziehungsweise eine Person, die als Frau gelesen wird.» Jede zweite Woche. Getötet! Eine Frau – oder eine Person, die von aussen als Frau wahrgenommen wird, obwohl sie sich selbst anders versteht. In der Schweiz. 

«Augen auf» – was mich natürlich gehörig aufschreckt und nicht weniger überfordert. Jede zweite Woche wird in der Schweiz eine Frau getötet. Vieles kommt mir dazu in den Sinn. Und wütend fühle ich mich. Und ohnmächtig. Und dann denke ich darüber nach und merke, dass ich gleichzeitig froh bin, dass mich diese Information überhaupt erreicht hat. Denn: Dass mich die Nachricht erreicht hat, heisst, dass da bereits Menschen sind, die in diesem Themenfeld handeln. 

Was ich nun als erstes damit mache: Ich trage die Information weiter. Und entscheide mich dafür, es Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, nicht zu ersparen, davon zu lesen. Bewusstseinsbildung ist ein erster Schritt, heisst es. Advent ist eine gute Zeit dafür. 

Text: Veronika Jehle