Von der Priesterschaft der Beteiligten

Zusammen feiern? – Sakramentalität (Beitrag 4/5)

Von der Priesterschaft der Beteiligten

Über Sakramente zu schreiben, gehört zu den schönsten theologischen Themen: geht es dabei doch um die Nähe Gottes und um lebensstärkende Begegnungen.

Doch schnell wird auch klar, dass wir uns bezüglich der Sakramente an einem schwierigen Ort befinden. Oft kreisen wir in der Kirche um die Frage, was ein Sakrament ist; diskutieren, wer es spenden darf; oder überlegen, wie wir Kinder auf dieses oder jenes Sakrament vorbereiten sollen. Dabei verpassen wir es manchmal, die Sakramentalität im Alltag zu erkennen und zu gestalten. Nicht immer müssen wir dazu in die Kirche – manchmal werden eben auch ein Teddybär oder eine Holzbeige zum Sakrament. 

Gerade auch das Sakrament der Versöhnung zeigt in besonderer Weise die Sackgasse, in der wir uns befinden. Umkehr und Versöhnung stellen einen Kernbestand der Verkündigung Jesu dar: «Die Zeit ist erfüllt und nahegekommen das Reich Gottes. Kehrt um und glaubt an dieses Evangelium», heisst es am Anfang des Markusevangeliums. Die Umkehr stellt hier eine Grundbewegung des christlichen Lebens dar. Diese dynamische Perspektive haben wir leider mehrheitlich in eine recht statische Form gebracht: Aus einer Bewegung des Lebens ist eine blosse Wendung im Geiste geworden. Mit der Entwicklung von Versöhnungswegen wurde zwar in vielen Pfarreien für Kinder wieder eine Form etabliert, die Kopf, Herz und Hand umfasst. Doch fehlt uns für den sakramentalen Teil nicht zumeist die Verbindung zum tagtäglichen Alltag? 

Was geschieht denn, wenn zwei im Streit liegende Menschen es schaffen, diesen Streit zu beenden und plötzlich einen Ausweg finden, sich versöhnen können und gemeinsam auf das Kommende anstossen? Wenn der Kreislauf von Mobbing in einer Schulkasse durchbrochen wird, die Kinder sich neu begegnen und am Schluss die Hand reichen können – mit dem Versprechen, einen neuen Weg zu gehen?

Auch bei anderen Sakramenten stellen sich ähnliche Fragen. Hat es wirklich nichts Eucharistisches an sich, wenn Menschen sich treffen, Brot und Wein teilen und sich dabei auf Jesus und seine Botschaft vom Reich Gottes beziehen – sei das bewusst oder unbewusst? Damit will ich nicht einmal an der Voraussetzung rütteln, dass die Sakramente immer in der Priesterschaft der Beteiligten wurzeln. Denn das kann das Problem eigentlich gar nicht sein. Wir alle haben durch unsere  Taufe Anteil an Christi Ämter und sind Priesterinnen und Priester, Propheten und Prophetinnen,  Könige und Königinnen. 

Ob das nicht ausreichend wäre dafür, dass unser Handeln immer auch das Potential des Sakramentalen birgt? – dort nämlich, wo in diesem Handeln etwas vom kommenden Reich Gottes aufscheint. Wo Menschen sich versöhnen, sich segnen oder als gesegnet erfahren, wo sie für ihr Leben gestärkt werden, geschieht etwas, das zweifellos eine sakramentale Kraft hat. 

Text: Daniel Ritter