Als leidenschaftlicher Mensch konnte Dorothee Sölle (1929 bis 2003) den grossen Schmerz der Welt nicht verdrängen. Dagegen setzte sie poetische Bilder der Hoffnung, inspiriert von nahen Menschen und politischen Weggefährtinnen und -gefährten, gestärkt von der Natur, der Musik, dem Glauben. Der feministischen evangelischen Theologin und Dichterin Sölle gelang es, in ihren Texten alltägliche Lebenserfahrungen – insbesondere des Leidens, der Armut, Benachteiligung und Unterdrückung – zu verknüpfen mit theologischen Inhalten. Sie war engagiert in der Friedens-, Frauen- und Umweltbewegung.
Vierzehn ihrer Gedichte und Meditationen begleiten einen in diesem Kalender durch das Jahr 2023. Zwei Jahrzehnte nach dem Tod der Autorin spiegeln sie prophetisch die Spannungen der Gegenwart. Getragen werden diese persönlichen Texte von einer intensiven und zugleich zarten Bebilderung. Mit Miniaturen: zu Heinrich Böll, dem deutschen Schriftsteller, zu Ernesto Cardenal, dem katholischen Priester, sozialistischen Politiker und Dichter, zum jüdisch-stämmigen Klarinettisten Giora Feidman, zur US-amerikanischen Schriftstellerin und Aktivistin Audre Lorde – und zu anderen.